An nebelgrauen Tagen


An nebelgrauen Tagen, die Äste tragen schwer,
an jungen Blütenträumen, als wenn's schon Reifzeit wär.
Wo sind die alten Blätter, die Herbstwind bund gefärbt,
sind sie im Winterwetter bei Schnee und Kalt verderbt?

Wie heißt denn noch der Frühling?
It's Springteim, holder Lenz?
Ach ja, du holder Jüngling,
hast Freud zu oft geschwänzt.

Doch weißt du, drum zu trauern,
weil doch im vorgen Jahr
hätt konnt so Liebe dauern,
die doch für heut erst war.
Und auch für Übermorgen
und auch für's Jahr danach
Und bar auch aller Sorgen,
doch erst für jetzt gedacht.

Nun komm, Du holde Schöne,
ich bin für Dich bereit,
verschränk nicht Deine Beene,
mach offen Dich und weit.

#issanurngdicht

Verglaubt


Wenn wir sehen, was wir glauben
- zwar nicht mit den Glotzeaugen -
sondern mehr so im Gemüt
und es ziehn noch andre mit,
so kann es ganz schnell passieren,
daß wir die Distanz verlieren.

Wenn wir also glaubend sehn,
auch wenn's anders könnte gehn,
als wie wir es recht empfinden,
könnt dereinst uns unter Linden,
wenn wir wieder richtig sehn,
doch das Lachen weng vergehn.

Damit dies uns nicht geschieht,
und wir das, was Auge sieht,
auch für wahr erkennen können,
müssten wir den Glauben sennen.
Denn der ist doch dafür gut,
daß uns fehle nicht der Mut,
zu tun, was man als recht erkannt.
Und dafür braucht es halt Verstand.

#issanurngdicht

Als ich mal vor langen Zeiten
konnt mein Leben nicht mehr leiden
trat vor mich ein Musikant,
fragte: Fehlt Dir der Verstand,
was wirfst Du Dein Leben hin?
Fehlt Dir wirklich jeder Sinn
für das Nutzen von Talenten?
Was, wenn Deine Worte könnten
uns und Dir von Nutzen sein?
Bist Du wirklich so ein Schwein?

So hatt' ich das nie gesehen
und ich schwor, in mich zu gehen
und mal ernst danach zu gucken,
spürte Wortschmiedmuskeln zucken
und sieh da so manch Gedicht,
gefiel mir zwar als solches nicht,
wirkte irgend leid und leer
und von Schmalz troff vieles sehr,
doch mit einer Melodie,
schien es plötzlich gut, wie nie.

Also sagte ich ihm an,
das es vielleicht möglich kann
oder könnte leichthin sein,
das ich geb die Texte rein,
doch war mancher Reim so dumm,
daß die Zunge wurde krumm
manchem wackren Sänger
und so zögert' ich nicht länger
und tat die Texte selber singen.
Schien mir irgend zu gelingen.

#issanurngdicht

Regenfrischer Mond


Der Mond ist regenfrisch und wagt sich
mit kalten Fingern hell ins Grau der Nacht
Ein Uhu ferne runelnd nur beklagt sich,
daß ich nicht hab sofort an ihn gedacht.

Die Halme trocknen noch von heißen Lüften
und wiegen sich gar leicht in diesem silbren Schein.
Sie Seele scheint mir tröpfelnd zu vergiften
vor Angst, Du könntest nicht mehr sein.

Ich liege still und höre einen Atem,
den ich nicht kenne, scheint am Ende seiner Not
Ach Mond, mich dürstet längst nicht mehr nach Taten,
das, was ich um mich spüre, ist der Tod.

#issanurngdicht