Roller, der begeistert...


Wie schon in meinem Blogpost vom 30. August angekündigt, muss ich unbedingt noch einmal auf die Elektroroller in Cangzhou zurückkommen. Es sind wahre „kleine himmelblaue Freunde“ für mich geworden und ich habe jede Möglichkeit bei Fortbewegungsbedarf genutzt, diese Roller fahren zu können. Die Flexibilität bei jedem geplanten Ziel, die direkte schnelle Fahrt zum Zielort, der kühle Fahrtwind in der sommerlichen Hitze und die unkomplizierte Handhabung machen diese rollenden Gefährten zum idealen Begleiter. Es ist ein sehr beliebtes und oft benutztes Mobilitätsgerät, noch dazu, dass es meistens extra Fahrspuren oder sogar separate Wege für Roller gibt. Überall sieht man sie fahren und stehen; auch im Eingangsbereich unseres Wohnhauses, obwohl es extra überdachte Stellplätze mit Lademöglichkeit vor der Haustür gibt.
Wir mieten uns die Roller ganz bequem, denn an buchstäblich jeder Straßenecke sind Standplätze, meist mit einem Piktogramm oder weißen Begrenzungslinien gekennzeichnet. Diese Kennzeichnung ist wichtig, wie wir beim Abstellen später merken werden.
Die Buchung dieser Mietroller ist denkbar einfach: Meine Frau und ich öffnen jeweils auf dem eigenen Smartphone die Alipay-App (es gibt aber auch andere Anbieter) und rufen die Funktion zur Rollermiete auf. Jetzt suchen wir jeweils einen Roller aus und scannen mit der App den Barcode, welcher in der Mitte am Lenkrad und auf dem Schutzblech des Hinterrades angebracht ist. In der App wird angezeigt, wie viele Kilometer der Akku des gescannten Rollers wohl noch schaffen wird. Wenn wir die eigene geplante Strecke länger einschätzen, dann suchen wir uns einen anderen Roller. Nun bestätigen wir die Miete in der App und der Roller selbst begrüßt uns mit einem eingechinesischten „Hello!“. Jetzt kann es losgehen und wir sausen Richtung Innenstadt. Hierfür nehmen wir meist die kleinere Parallelstraße zur Hauptstraße auf der anderen Seite unseres Wohnparks. Dazu gehört aber zunächst die kleine Hürde eines kleinen betonierten Wirtschaftsweges zu überwinden. Da wir am Stadtrand wohnen, gehört dieser Verbindungsweg zu unserer anvisierten Straße nicht mehr zum Stadtgebiet. Der kleine Roller mit seiner Beidou-Funktion (das chinesische GPS) merkt nun, dass wir aus der Stadt „flüchten“ wollen. Er quatscht los und erinnert uns daran, dass wir nur im Stadtgebiet fahren und nicht die Weiten der Tiefebene des Gelben Flusses bereisen dürfen. Für uns heißt es nun ordentlich „Gas“ geben, denn nach einer weiteren Warnung schaltet der Roller einfach ab, um einen größeren Fluchtversuch zu verhindern. Zu diesem Zeitpunkt sollten wir bereits die Straße erreicht haben, sonst dürfen wir kräftig in die Pedale treten und die letzten Meter mit Muskelkraft hinlegen. Alternativ können wir auch in der App sieben weitere Minuten Elektrokraft erbitten, um wieder die zulässige Zone zu erreichen. Daraus machen wir dann oft einen sportlichen Spaß, denn wir dürfen die Kurve nicht so zaghaft angehen, wenn wir noch vor der Abschaltung die Straße erreichen wollen. Danach geht es aber flott ohne Hindernisse weiter.
Schließlich erreichen wir das Ziel. Nun gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder setzen wir den Roller auf Stand-by und verschließen ihn per App, so dass keine andere Person den Roller freischalten kann. Dann läuft allerdings auch die (zugegebenermaßen geringe) Gebühr weiter. Besser ist das Abstellen und Ausbuchen per App, denn wir können uns ja einfach für die Rückfahrt einen neuen Roller mieten. Zum Ausbuchen müssen wir uns aber auf der oben erwähnten gekennzeichneten Stellfläche befinden. Das überprüft die App mittels Beidou vom Roller. Steht man nur wenige Meter daneben, kann man die Ausbuchung vergessen und zahlt weiter. Also stellen wir den Roller brav zu dessen Kollegen und hoffen, dass sein Beidou-Signal exakt ist. Jetzt bekommen wir nach der Ausbuchung eine chinesische Verabschiedung vom Roller geplappert. Schweren Herzens verabschieden wir uns vom liebgewonnen himmelblauen Freund mit der Gewissheit, dass wir bald wieder die Freude der Rückfahrt genießen dürfen.
Hiermit endet pünktlich zum Jahresende mein Reiseblog 2023 und ich hoffe ihr alle rollt 😉 gut ins neue Jahr 2024! 😀

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Innovatives China


Viele Menschen in der westlichen Welt behaupten, dass Chinas Wirtschaft durch Kopieren und Plagiate geprägt ist. Dabei übersehen viele, dass diese Entwicklung einen großartigen kulturellen Hintergrund hat. Das Streben nach Verbesserung und immer die besten Methoden und Produkte zu schaffen, hat dazu geführt, dass man sich weltweit danach umgeschaut hat, um davon zu lernen. Man öffnet sich anderen Lösungen und versucht bessere Dinge in das eigene Umfeld einzubringen. Weil nun das Denken in China eher hin zum gesellschaftlichen Vorteil tendiert, hat man sich über private Urheberrechte lange Zeit gar keine Gedanken gemacht und die besten Methoden einfach umgesetzt.
Aber das ist mittlerweile auch Geschichte. Seit China der WTO (Welthandelsorganisation) beigetreten ist, hat man schrittweise ein strenges Urheber- und Patentrecht eingeführt. Verstöße werden konsequent verfolgt. Außerdem ist China inzwischen gar nicht mehr angewiesen auf solche Plagiatsmethoden, da es mittlerweile in vielen Bereichen eine technologische Führung übernommen hat oder eigenentwickelte hochtechnologische Maschinen und Produkte herstellt. Chinesische Wissenschaftler werden mit ihren Veröffentlichungen schon am meisten weltweit rezitiert und in vielen Bereichen (bspw. Solar, Elektroautos, Sensortechnologie) ist das Land Technologieführer geworden. Bei den digitalisierungsaffinen Patentanmeldungen liegt China ebenfalls schon auf Platz 1 in der Welt und hat sogar in der Biotechnologie nach Patentanmeldungen Deutschland überholt.

Dieser technologische Fortschritt wird überall in China sichtbar. Im Hotel wird die Essenslieferung nicht per Service-Personal ins Stockwerk getragen, sondern das über das Smartphone in einer App bestellte und bezahlte Essen legt der Lieferant in einen kleinen Roboter, gibt die Zimmernummer ein und der Roboter legt los. Er fährt zu den Fahrstühlen, die er steuern kann und somit auch selbst das Stockwerk wählen kann, fährt zur Hotelzimmertür, klingelt per integrierter Funktion und liefert das Essen an den Kunden.
Selbst vor einer Eisdiele in Tai’erzhuang kriegt man nicht einfach einen Werbezettel in die Hand gedrückt, sondern ein Roboter begrüßt die Gäste vor der Tür und versucht plaudernd mit aller Überredungskunst und Anpreisung der Produkte die Gäste ins Lokal zu locken.
Bus- und Zugtickets kauft man schnell, übersichtlich und bequem mit dem Smartphone. In den Stadtbussen gibt es das „Ticket“ unkompliziert durch den QR-Code-Scanner beim Einstieg. Man wählt dazu in der Alipay-App die entsprechende Stadt aus und schon bekommt man den richtigen QR-Code angezeigt; das funktioniert in Cangzhou, Peking oder anderen Städten problemlos. Man muss nicht irgendwelche Tarifstufen und Ringbereiche mühsam heraussuchen. Dabei glänzt die App mit einer komfortablen Übersetzungsfunktion, was Ausländern die Bedienung wesentlich erleichtert.
Das Taxi bestellt man auch über diese App, wobei man nach Annahme durch einen Taxifahrer die Farbe des Fahrzeugs und das Kennzeichen angezeigt bekommt. Jetzt kann man auf dem Smartphone auf einer Karte verfolgen, wo das Taxi ist und somit die Ankunft besser einschätzen. Dem Taxifahrer nennt man zur Identifikation die letzten vier Ziffern der Mobilfunknummer, welche er in sein Touchscreen eingibt und er somit weiß, dass er die richtigen Fahrgäste an Bord hat. Eine weitere Unterhaltung mit dem Taxifahrer erübrigt sich, da er durch die App das Ziel kennt und auch die Bezahlung abgewickelt wird. Für Ausländer ohne chinesische Sprachkenntnisse ist somit eine problemlose Nutzung von Taxis möglich. Auch in manchen Restaurants funktioniert die Anzeige der Speisekarte, die Bestellung und die Bezahlung mittels QR-Code am Tisch über eine App oder Website. Bargeld sieht man so gut wie nicht in China, da alle Zahlungen über das Smartphone vorgenommen werden. Bis in die ländlichen Regionen hat sich die QR-Code-Bezahlung ausgebreitet, wie auf dörflichen Bauernmärkten. Der Vorteil bei der ganzen Nutzung ist, dass quasi zwei Apps genügen, um alle Zahlungen zu tätigen: WeChat Pay (Weixin Pay) und Alipay.
Neben der Nutzung des QR-Codes sind Live-Übertragungen ins Social Media weit verbreitet. Selbst der Imbisswagen vor unserer Wohnanlage sendet mit Blick auf das Essen und preist die leckere Kost an, wobei sich mit Kunden auch interaktiv unterhalten wird.

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Chinesische Kaufschlachten


Neben den lauten Geräuschen beim Essen in China gibt es wohl noch andere typische Verhaltensweisen, an die ich mich schwer gewöhnen kann. Eine davon ist die nächtliche Lichtflutung von Straßenabschnitten. So wird auf den Straßen in den Kamerabereichen und Geschwindigkeitskontrollen nachts starke Scheinwerfer eingesetzt, die dann von arglosen Autofahrern als entgegenkommende landende Flugzeuge wahrgenommen werden, so hell ist diese Beleuchtung. Ich müsste die folgenden hundert Meter immer als blinder Fahrer absolvieren. Darauf kann man sich aber einstellen (vielleicht mit einer Sonnenbrille?), genauso wie auf das obligatorische Trinken von Mengen an Baijiu (Schnaps) beim Essen, dessen ich mit dem Hinweis umgehe, dass ich nur wenig Alkohol trinke und ich somit mit anderen Getränken anstoßen darf.

Einem weiteren Verhalten kann man aber nicht so schnell ausweichen: Es ist das Kaufverhalten. Chinesen kommen in Geschäften immer gleich zur Sache, oft ohne „Guten Tag“ und „Entschuldigen Sie…“ usw. Gleich wird über das Produkt gesprochen… ach was „gesprochen“, es wird diskutiert und artikuliert. Während der Käufer, also Kunde, also meine Frau, das Produkt eher abfällig betrachtet und alle Mängel und Qualitätsabstriche aufzählt, um dann fleißig den Preis zu drücken, hebt der Verkäufer zu einer Lobeshymne und zu den hohen qualitativen Vorteilen des Produktes an. Natürlich resultiert aus dieser Argumentation des Verkäufers, dass der Preis unschlagbar günstig ist. Dieses Ping-Pong-Spiel der gegenseitigen „Argumente“ schaukelt sich in gegenseitigen theatralischen lautstarken Darbietungen hoch, welche ich als außenstehender Beobachter als handfesten Streit betiteln würde. Der Käufer drückt mit seiner Miene aus, dass er beim Kauf des Produktes zu diesem Preis quasi bankrott geht. Der Verkäufer wimmert und fast in Tränen aufgelöst, dass er bei einem Rabatt die Existenz der Familie aufs Spiel setzt und sie einen Hungertod erleiden müssen. Nach solchen Kaufschlachten mit diesem stundenlangem (!) Spiel mit der Betrachtung von anderen Produkten und dem Zurückkommen bin ich am Ende völlig erschöpft. Schließlich einigt man sich auf einen kleinen Rabatt und geht herzlich und lachend auseinander. Alle sind glücklich, nur ich als Nebenakteur bin fix und fertig, habe viele Nerven gelassen und bestelle das nächste Mal deshalb lieber wieder im Internet. 😉

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Ölförderung um Cangzhou


Die Region um Cangzhou ist einer der vier größten Produktionsstandorte für Rohsalz in China. Neben der schon erwähnten Stahl- und Eisenindustrie mit einer der drei größten Gusseisenproduktionsstandorten in China und der bedeutenden Glasindustrie liegen die weiteren Schlüsselindustrien in der Petrochemie, Elektrogeräteherstellung, Automobilindustrie sowie der Lebensmittelverarbeitung. Außerdem ist Cangzhou einer der größten PVC-Produktionsstandorte in China.

Aber wer hätte gedacht, dass ich in China quasi auf Öl sitze. Erst durch die Pferdekopfpumpen (Tiefpumpen) auf den Feldern rund um Cangzhou bin ich auf diesen Umstand aufmerksam geworden. So befindet sich das Dagang-Ölfeld (大港) und das Shengli Ölfeld (胜利) in der Region und man hebt fleißig das kostbare schwarze Gold. Dabei gibt es schon eine große Tradition der Ölförderung in der Gegend, da das Shengli-Ölfeld 1961 und das Dadang-Ölfeld 1964 entdeckt worden ist. Was viele nicht ahnen: China ist nach den USA, Saudi-Arabien, Russland und Kanada der fünftgrößte Ölproduzent der Welt und fördert damit circa 8% der weltweiten Menge.

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Der Literaturgelehrte und der Reformer


Der vierte und letzte Teil meiner Blogpostminiserie zu berühmten Persönlichkeiten aus der Region Cangzhou führt uns in das 18. und 19. Jahrhundert.

Ji Yun (1724-1805) stammte aus Cui'erzhuang, etwa 25 km westlich von Cangzhou. Schon in seiner frühen Kindheit hatte er den Ruf als Wunderkind und im Alter von 23 Jahren, während der Regierungszeit des berühmten Kaisers Qianlong, belegte er den ersten Platz der örtlichen Beamtenprüfung. Sieben Jahre später machte er seinen Abschluss mit einem Doktortitel (Jinshi). Mit siebenunddreißig Jahren wurde er zum Chefredakteur des „Siku Quanshu“ (四库全书) ernannt (zusammen mit Lu Xixiong). Es ist die größte Büchersammlung der chinesischen Geschichte. Kaiser Qianlong wollte damit die große Yongle-Enzyklopädie aus der Ming-Dynastie übertreffen. Die Arbeit dauerte fast zehn Jahre und die Sammlung umfasst 3.461 Bücher. Ji Yun stellte die folgenden Jahre darüber hinaus ein Bücherverzeichnis mit ergänzenden weiteren 6.793 Büchern zusammen.

Heute existiert ein Exemplar des „Siku Quanshu“ in der Nationalbibliothek in Beijing. Die Gründung dieser Bibliothek geht auf einen Vorschlag von Zhang Zhidong aus dem Jahr 1907 zurück.

Dieser Zhang Zhidong (1837-1909) wurde in Nanpi, 30 km südwestlich von Cangzhou, geboren. Er war zunächst während der Regierungszeit von Kaiser Tongzhi Dozent an der Hanlin-Akademie. In diesem kaiserlichen Institut durften nur die herausragendsten Gelehrten arbeiten. Eine der Kernaufgaben der Akademie war die Interpretation der konfuzianischen klassischen Literatur. Danach arbeitete er in verschiedenen Regierungspositionen als Minister und Gouverneur (Shanxi, Guangdong und Guangxi). 1890, während der Regierungszeit von Guangxu, wurde er Gouverneur von Hubei. Die Hauptstadt Wuhan entwickelte sich aufgrund seiner industriellen Reformen zu einem Zentrum der Eisen- und Stahlindustrie und war somit führend bei der Modernisierung Chinas. Zhang Zhidong gründete das Hanyang-Eisenwerk und die Hubei-Gewehrfabrik und sorgte für weitere industrielle Gründungen. In seinem Werk „Ermahnung zum Lernen“ trat er für das Konzept ein: „chinesisches Lernen für das Substanzielle, westliches Lernen für das Nützliche“ (中學為體西學為用 / 中学为体西学为用, zhōngxué wèi tǐ, xīxué wèi yòng). Er galt somit als behutsamer Reformer, der die Modernisierung mit den chinesischen kulturellen Traditionen in Einklang bringen wollte.

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Der Maler und der Dichter


Im Teil 3 meiner Blogpostminiserie zu berühmten Persönlichkeiten in der Region Cangzhou widme ich der Kunst und Kultur.
Zhan Ziqian (550-618) stammte aus Bohai, der Region Richtung Gelben Meer; östlich von Cangzhou. Er war Beamter am Hof der Sui-Dynastie und war u.a. verantwortlich für die Verwaltung der Militärunterkünfte. Er hatte großes Talent im Malen von Figuren, Pferden und Streitwagen. Die Methode der akribisch Charakterdarstellung mit farbigen Gesichtern ließ die Gesichtszügen der Figuren lebendig erscheinen. Diese Methode wurde in der nachfolgenden Tang-Dynastie kennzeichnend in der Figurenmalerei. Auch der dynamische Ausdruck seiner Malerei der Pferde - galoppierend, stehend, liegend, Schritt reitend - war neben seiner Landschaftsmalerei herausragend. Außerdem malte Zhan Ziqian buddhistische Wandbilder in Tempeln in Luoyang, Chang'an und Jiangdu. Das Gemälde „Frühlingsausflug“ (游春图) ist das früheste erhaltene Werk der chinesischen Landschaftsmalerei. Das Bild mit der Darstellung von Bergkuppen Bäumen, Menschen, Pferden, dem Ruderboot im Wasser gibt ein dreidimensionales Gefühl und ist mit goldenen Farben gemalt. Es ist heute im Kaiserpalast in Beijing zu sehen.

Gao Shi (ca. 700-765), bekannt auch als Dafu (達大) stammte aus Rao'an, südöstlich von Cangzhou, dem Nachbarkeis der Heimat meiner Frau. Seine Beamtenprüfung legte er unter dem Herrscher Xuanzong in der Tianbao-Kaiserzeit ab. In dieser Zeit führten interne Machtkämpfe zur An-Lushan-Rebellion, welche den Zusammenbruch der kaiserlichen Bürokratie bewirkte. Nach diesen Wirren des Bürgerkrieges wurde er Sekretär des mächtigen Generals Geshu Han. Somit erlebte er die siegreichen Grenzkriege dieses Generals und schrieb darüber einige Lobgedichte. Als Militärgesandter in verschiedenen Regionen lernte er das leidvolle Leben der Soldaten kennen und verarbeitete diese Erlebnisse in seinen Gedichten. Sein berühmtestes Werk “Klagelieder” (悲歌行) bringt dies am besten zum Ausdruck. Der Einsatz für die Menschen im Land spiegelt seine konfuzianische Einstellung wider und sein direkter Stil macht ihn zum wichtigen Zeitzeugen seiner Zeit.

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Der Philosophenkönig und sein Gelehrter


Im Teil 2 meiner Blogpostminiserie zu berühmten Persönlichkeiten in der Region Cangzhou geht es nun in den Westen der Präfektur in das County Hejian und Xian. Dort war während der Anfänge der Han-Dynastie (206 v. Chr. - 220 n. Chr.) das Zentrum des Königreiches Hejian. Im Rahmen der Zerschlagung des örtlichen Adels und der Zentralisierung der Macht wurde ein Sohn von Kaiser Jing (188 v. Chr. – 141 v. Chr., Geburtsname: Liu Qi) als König ernannt. Dieser Sohn mit Namen Liu De (ca. 172 v. Chr. – 130 v. Chr.) war der dritte Sohn des Kaisers und galt als ein Philosoph. Er studierte die Antike und sucht die Wahrheit anhand von Ereignissen und Fakten. Er errichtete den Rihua-Palast, wo er viele konfuzianische Gelehrte aus dem Gebiet östlich des Taihang-Gebirges einlud. Er kaufte auch originale alte Bücher, ließ diese Bücher kopieren und gab den ehemaligen Besitzern die Kopie, während er die Originale behielt. Dafür bezahlte er an die ehemaligen Besitzer viel Gold und Seide, weshalb immer mehr Menschen zu ihm kamen, um ihre Bücher an ihn zu verkaufen. Damit wuchs seine Bibliothek schnell an. Außerdem strebte er nach moralischen Tugenden, was den Schriftsteller Zhang Ji, einem Dichter der Tang-Dynastie, über ihn sagen ließ, dass er das einzige tugendhafte Mitglied der Kaiserfamilie der Han-Dynastie war.

Mao Chan war unter dem König Liu De in Hejian tätig. Er wurde von Mao Heng in antiker Poesie unterrichtet. Mao Heng war ein berühmter Gelehrter der Han-Dynastie, der die antike Poesie wiederbelebt hat. Die antike Poesie ist so etwas wie die Geschichtsaufzeichnung der Antike und gilt als große Quelle für Informationen zur kulturellen Entwicklung in China. Es gab daneben noch andere Gelehrte und Schulen, die diese wichtige historische Poesie interpretiert haben, aber nur die Poesie von Mao Heng ist bis in die heutige Zeit überliefert.
Mao Chan rezitierte die Gedichte von Mao Heng und verstand und erklärte deren Bedeutung. So wurde das Wissen im konfuzianischen Klassiker „Das Buch der Lieder“ von ihm erhalten und verbreitet. Die Forschung und Verbreitung des Buches der Lieder von Mao Chan hatte einen tiefgreifenden Einfluss auch auf spätere Gelehrte und leistete einen großen Beitrag zum Erhalt des konfuzianischen kulturellen Erbes in China. Zu seinem Gedenken bauten spätere Generationen einen Tempel und eine Akademie an dem Ort, wo er gelehrt hat. Sein Grab befindet sich in der Nähe von Hejian in dem Dorf Sunjiabiancun, nur 70 km von Cangzhou entfernt. Es wurde während der Kulturrevolution zerstört, aber 2005 von der Lokalregierung Hejian wieder aufgebaut.

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Der General und der Arzt


In Cangzhou wird wie in vielen Teilen von China das kulturelle Erbe sehr geschätzt und in diesem Zusammenhang werden auch bedeutende Persönlichkeiten mit Bezug zur Region Cangzhou in Museen vorgestellt und die Erinnerung an sie und ihren Leistungen damit Ausdruck verliehen. In diesem Blogpost Teil 1 erzähle ich die Geschichte eines Generals und eines Arztes.

Yin Ji Fu war der Vater der chinesischen Poesie und ein berühmter General der westlichen Zhou-Dynastie (1045 – 771 v. Chr.). Während der Herrschaft von König Xuan war er Minister für Traditionen und verantwortlich für Richtlinien und Gesetze. Zu dieser Zeit wurde das Land vom Norden bei der Stadt Jingyang (Nähe von Xi’an, Provinz Shaanxi) von den Xianyun (Hunnen) angegriffen. Yin Ji Fu erhielt deshalb im Jahr 823 v. Chr. den Auftrag von König Xuan einen Gegenangriff auf Yuanzhou* (heute Guyuan, Ningxia, siehe Anmerkung unten) zu führen und errang einen überwältigenden Sieg. Die Schlacht wird in einem klassischen Gedicht beschrieben.
Danach verlagerte sich seine Tätigkeit nach Zhengzhou, östlich der späteren Hauptstadt der Zhou-Dynastie Luoyang (Provinz Henan) um Steuern einzutreiben. Der Tribut des Huaiyi-Volkes und anderer Stämme spielten eine große Rolle beim Aufstieg von König Xuan während der Zhou-Dynastie.
Yin Ji Fu verfügte nicht nur über beispiellose Fähigkeiten bei der Kriegsführung, sondern auch über herausragende literarische Talente. Zwei seiner Gedichte, „Zhengmin“ und „Songgao“, wurden in das „Buch der Lieder“ aufgenommen, der ältesten Sammlung von chinesischen Gedichten (zwischen 10. und 7. Jh. v. Chr.) und eines der „Fünf Klassiker“ der konfuzianischen Literatur.
Zuletzt hatte er Aufgaben in der Region Cangzhou. Sein Grab befindet sich nämlich in Nanpi, nur 30 km südwestlich von Cangzhou gelegen.

Bian Que (407 - 310 v. Chr.) war ein bedeutender Arzt in der Zeit der Streitenden Reiche. Er wurde in Renqiu geboren, welche zur Präfektur Cangzhou gehört. Er lernte Medizin von Chang Sangjun, welcher über reiche Erfahrung in der medizinischen Praxis verfügte. Bian Que etablierte die diagnostische Methode der Pulserkennung, einer wichtigen Methode in der traditionellen chinesischen Medizin. Auf Basis der Zusammenfassung seiner Erfahrungen entwickelte er die vier diagnostischen Methoden der traditionellen chinesischen Medizin: Befragen, Betrachten, Riechen/Hören und Betasten. Er reiste durch das ganze Land, um als Arzt zu praktizieren. Er linderte Krankheiten, rettete Leben und war bei den Menschen sehr beliebt. Fürsten und Minister baten ihn ihre Krankheiten zu behandeln. Weil er die Krankheit von König Wu von Qin (Regierungszeit 311-307 v. Chr.) diagnostiziert und behandelt hatte, wurde der kaiserliche Arzt Li Xi eifersüchtig, fürchtete um seinen Status und ließ Bian Que durch einem Raubüberfall töten.
In Renqiu gibt es ein medizinisches Forschungsinstitut mit seinem Namen und seine Verehrung findet im nördlich von Renqiu befindlichen Yaowang-Tempel statt.

* Anmerkung: Trotz der Übersetzungshilfe meiner Frau konnte ich den Ort nicht eindeutig bestimmen. Angegeben war: Taiyuan, heute: Guyuan, Provinz Gansu. Die Schwierigkeit war, dass Guyuan in der Provinz Ningxia liegt, allerdings im Osten, Süden und Westen an die Provinz Gansu grenzt und somit von Gansu-Territorium umgeben ist. Guyuan hieß aber in der Antike nicht Taiyuan, sondern Yuanzhou. Die Stadt mit dem heutigen Namen Taiyuan liegt von Jingyang nordöstlich in der Provinz Shanxi. Da aber der Angriff aus dem Nordwesten beschrieben war, gehe ich stark von Guyuan, also Yuanzhou, aus, welche genau dort positioniert ist. Da sich die antiken Namen der Städte oft gleichen und wieder ändern, so könnte Guyuan auch zu dieser Zeit den Namen Taiyuan gehabt haben, so die Theorie meiner Frau.
Dies nur als kleine Anekdote zu den Schwierigkeiten bei der Übersetzung zu den Informationen in meinem Blog. 😉

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Gao Ye regiert Cangzhou


Gao Ye (532–564), der fünfte Sohn von Gao Ci, einem mächtigen Beamten der östlichen Wei-Dynastie, verfügte über ein umfassendes Verständnis des Weltgeschehens und war maßgeblich an Entscheidungsfindungen beteiligt. Im sechsten Regierungsjahr von Kaiser Xiao Jing Di (im Jahr 548; die östliche Wei-Dynastie bestand in den Jahren 534–550) wurde Gao Ye zum Gouverneur von Cangzhou ernannt. Er ist ein sehr disziplinierter und sparsamer Regent, der sich um die großen und kleinen Dinge in der Gesellschaft kümmert. Bei offiziellen Geschäftstreffen und Besprechungen müssen die Beteiligten und Angestellten ihr eigenes Essen mitbringen. Eine Belästigung der Bevölkerung muss unterbleiben. So kam einmal Zhang Da, der Hauptverwalter des Kreises Shiwo, in die Stadt, um Dinge zu regeln. Abends ging er in das Haus eines Anwohners, um sich mit einer Hühnersuppe bewirten zu lassen. Nachdem Gao Ye dies erfahren hatte, kam er herbei und machte dem Beamten schwere Vorwürfe: „Warum bezahlst du die Leute nicht, die dich mit Hühnersuppe bewirten?“
Dieser Vorfall wurde in Cangzhou schnell bekannt und die Bevölkerung lobte Gao Ye’s Regierungsart und seinen Charakter.

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Historie von Cangzhou


Cangzhou besitzt eine mehr als 1.500-jährige Geschichte. In der Antike hieß die Stadt Fuyang und Qingchi. Während der glänzenden Herrschaft von Kaiser Taizong aus der Tang-Dynastie (Jahre 627–649) wurden Cangzhou zur Präfekturstadt ausgebaut und vor allem wurden in der späteren Zhenyuan-Ära der Tang-Dynastie (Jahr 797) die Verteidigungsanlagen bedeutend verstärkt. Auch danach während der Song-Dynastie (Jahre 960 bis 1279) war Cangzhou eine wichtige Stadt, wurde viele Male umgebaut und es entstand die Stadtmauern aus gestampften Lehm und einem Wassergraben. Dieses Befestigungssystem konnte zehntausende Angreifer standhalten, so die Überlieferung. Leider wurde es durch Überschwemmungen, Erdbeben und die vielen Kriege allmählich zerstört. Die im Laufe der Jahre gefundenen archäologischen Relikte, wie Porzellanscherben und -figuren, Keramikinschriften zeugen von dem Wohlstand der Stadt. Alte Tonsteine, welche als Kanonenkugeln im Katapult verwendet wurden, geben aber auch Hinweise auf die vielen Kämpfe um die Stadt.
In der Mitte der Yuan-Dynastie (Jahre 1279 bis 1368), nachdem der Große Kanal Beijing - Hangzhou begradigt worden war, verlagerte sich der wirtschaftliche Schwerpunkt von Cangzhou nach und nach an das Ufer des Kanals. Im ersten Jahr der Regierungszeit von Kaiser Hongwu in der Ming-Dynastie (Jahr 1368) wurde die Regierungszentrale der Region endgültig zum Kanal verlegt und das alte Stadtzentrum verfiel allmählich. Heute ist diese alte Stadt aber wichtiger Teil des historischen Bewusstseins der Provinz Hebei. Deshalb wurde dieser alte Stadtkern rund um den Eisernen Löwen als Ausstellungsort des Kulturerbes, dem „Iron Lion Park“, gestaltet.

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Jujube – die chinesische Dattel


Der Anbau von Jujubebäumen in der Region um Cangzhou hat eine lange Tradition. Bereits in der Frühlings- und Herbstperiode (722 bis 481 v. Chr.) sowie in der Zeit der Streitenden Reiche (475 bis 221 v. Chr.) haben Bauern die chinesische Dattel (枣 – Zao) angepflanzt und geerntet. Im Dorf Wanghuitou, westlich von Cangzhou, gibt es einen Jujubebaum, dem man ein Alter von über 1.000 Jahren nachsagt. Dieser Jujubebaum hat einen Umfang von 1,8 m und eine Baumhöhe von 7,4 m. Die Baumkrone misst einen großen Umfang von 5,6 x 6,2 m. Historische Ereignisse sind rund um die Jujube festgehalten worden, so aus der Tang-Dynastie (Jahre 617 bis 907), wo ein gewisser Xindu Zhongsi 400 Jujuben erntete, die 10 bis 12 cm lang waren. Normal ist die Frucht nur 2 bis 3 cm lang.
Während der nördlichen Qi-Dynastie (Jahre 550 bis 577) wurde eine Baumart gezüchtet, die man heute als goldene oder unsterbliche Jujube bezeichnet. Aus dieser Zeit stammt wohl auch das ernährungstherapeutische Buch „Compendium of Materia Medica“, in welchem die Jujube erwähnt wird. Sie ist laut diesem medizinischen Buch zur Behandlung von Milzschwäche, Gelbsucht, Anämie, Lungenerkrankung, Schlaflosigkeit, Müdigkeit, Bluthochdruck und Hepatitis geeignet.
Auch die legendäre Reise von Kaiser Qianlong (lebte 1711 bis 1799) führte durch die Region Cangzhou. Dort bemerkte er die Bäume voller Jujube-Früchte und fand Geschmack an den Datteln.
Die Jujube enthält eine Vielzahl an Vitaminen und Mineralstoffen, besonders viel Vitamin C, weshalb sie auch als „natürliche Vitaminpille“ bezeichnet wird. Außerdem ist die Frucht Reich an Adenosinmonophosphat und Guanosinmonophosphat, welche als Grundbaussteine von Genen gelten und gesundheitsfördernde Funktionen haben. Die Jujube fördert die Herz- und Lungenfunktion, stärkt das Blut und eignet sich damit insgesamt als gutes Kräftigungsmittel für ältere, schwache und kranke Menschen.
Die Jujube wird auch als Antwort in einem chinesischen "Wer-bin-ich"-Rätsel verwendet: „Als ich jung war, hatte ich ein grünes Gesicht. Aber wenn ich alt werde, dann habe ich ein rotes Gesicht.“
Seit den 1970er Jahren wird die Produktion der chinesischen Dattel in der Region Cangzhou professionalisiert und es sind einige große Produzenten entstanden, die die Dattel auch ins Ausland exportieren.
Obwohl ich kein Dattel-Fan bin, so habe ich die Jujube in einem Mantou eingebacken doch sehr gemocht, weil die Früchte sich zu dem trockenen Teig des gedämpften Brötchen sehr gut ergänzen. Auch hat ein Säckchen getrockneter Früchte das Reisegepäck aus China deutlich erhöht und bereichert nun in Deutschland unsere Küche.

Die Fotos stammen aus der Ausstellung zur Jujube im Iron Lion Park in Cangxian:

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Klumpen von Geld beim Iron Lion


Im Iron Lion Park liegt der Kaiyuan Temple, welcher einen Fund eines großen Klumpen von Geld aus Ende der Zeit der Tang-Dynastie (Jahre 617/18-907) und der nördlichen Song-Dynastie (Jahre 960–1126) ausstellt. Insgesamt 48 Tonnen wiegt das Eisengeld, welches aus einer Zeitspanne von 300 Jahren stammt. Mit der Ausgrabung gab es eine Legende, wobei es hieß, dass unter der Erde ein eiserner Esel vergraben war. Eine siebenköpfige Familie wollte den Esel ausgraben, aber er war zu schwer. Der Schwager sollte helfen und als schon ein Teil des Esels geborgen war, so schrie ein Kind der Familie den Schwager an, dass er sich mehr Mühe geben sollte. Dieser ließ vor Schreck los und der Eisenesel fiel wieder in den Schacht zurück und konnte nicht mehr geborgen werden. Man sah somit nur den eisernen Rücken des Esels im Boden stecken.
1997 schließlich wurde der „Esel“ von den Behörden ausgegraben und es stellte sich als riesiger Klumpen alten Geldes heraus. Durch die Prägungen auf dem Geld wurde der größte Teil des Eisengeldes der Zeit der Song-Dynastie während der Regentschaft von Kaiser Huizong zugeordnet. Es war ein sensationeller Fund, da es bisher keine Quellen zum Umlauf von Eisengeld während dieser Zeit im Norden Chinas gab.
Der Ort des Fundes nahe dem Eisernen Löwen von Cangzhou passt natürlich zur in dieser Gegend schon lange ausgeprägten Eisenindustrie. Der Eiserne Löwe wurde ja in der späteren Zhou-Dynastie (zwischen Tang- und Song-Dynastie), also gleichen Zeit, gegossen.
Im übrigen wurde gemutmaßt, dass die Familie in der Legende eigentlich einen Gusseisenofen vermutete und irgendwie bei der Weitererzählung dann ein Esel daraus wurde. 😉







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Mythologie und Kampfgestalten im Iron Lion Park


Mit Lin Chong habe ich schon eine mythologische Gestalt aus der chinesischen Geschichte um Cangzhou erwähnt. Aber es gibt noch einige andere Figuren, denen auf dem Gelände des Iron Lion Park in Cangxian ein Denkmal gesetzt wurde.
Mu Guiying war während der Song-Dynastie ein berühmter weiblicher General und eine der großen Heldinnen im alten China. Als sie im letzten Schwangerschaftsdrittel war, führte sie ihre Truppen zum Kampf gegen die Eindringlinge aus dem nördlichen Liao-Staat. Sogar nachdem sie ihr Baby auf dem Schlachtfeld zur Welt gebracht hatte, kämpfte sie weiter und ignorierte ihren schwachen körperlichen Zustand. Der Krieg wurde natürlich gewonnen, wie es sich bei einer Heldengeschichte gehört.
Luo Cheng war ein kämpfender Held während der Tang-Dynastie. Trotz einer schweren Verletzung und obwohl sein Pferd im Schlamm des Flusses stecken blieb, kämpfte er in der Schlacht um Cangzhou weiter. Mit einem Speer stützte er sich ab und erreichte somit die Böschung.
Außerdem gibt es eine Geschichte aus der Zeit der Qing-Dynastie von dem kleinen Dorf Beiguan, welches in Cangxian genau am Iron Lion Park liegt. Dort gab es ein Wirtshaus bei dem ein Gast mit einem weißen Pferd abstieg, der große Mengen Gold und Silber dabei hatte. Die gierigen Wirtsleute töteten heimlich den Gast und brachten den Leichnam zur Vertuschung des Verbrechens auf dem Rücken des Pferdes an eine andere Stelle und vergruben die Leiche. Dann scheuchten sie das Pferd weg. Aber das Pferd ließ sich nicht wegtreiben, blockierte die Straße, als ein Staatsbeamter des Weges kam. Dieses Verhalten des Pferdes fiel auf und der Beamte folgte dem Pferd, welches zum Grab seines Besitzers lief und somit das Verbrechen verriet. Die Wirtsleute, Pang Guixing und seine Frau, wurden daraufhin als Täter festgestellt und bestraft. Die Moral von der Geschichte möchte uns natürlich verdeutlichen, dass sich Verbrechen nicht lohnen und irgendwann ans Tageslicht kommen.

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Lin Chong im Iron Lion Park in Cangxian


Im Iron Lion Park ist eine Statue von Lin Chong aufgestellt. Er ist einer der Helden des klassischen chinesischen Romans "The 108 Water Margins"("水浒传"). Dabei kämpfen verschiedene Helden gegen korrupte Beamte und Soldaten der Herrscher. Lin Chong ist ein Militärausbilder von 800.000 kaiserlichen Gardetruppen und wird vom Hofbeamten Gao Qiu verfolgt. Er musste nach Cangzhou ins Exil gegen, wobei er auch dort verfolgt und später von da nach Liangshan vertrieben wurde. Die Statue im Iron Park zeigt ihn deshalb auch als wandernden Vertriebenen. Obwohl Lin Chong eine fiktive Figur im Roman ist, ähnelt er dem General Zhang Fei zum Ende der Han-Dynastie.

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Iron Lion in Cangxian


Der Löwe von Cangzhou als Symbol der Stadt ist ein archäologischer Fund in Cangxian, nicht weit vom heutigen Stadtkern Cangzhou entfernt. Der gusseiserne Löwe wurde 953 in der späteren Zhou-Dynastie gegossen und ist somit über 1.000 Jahre alt. Es ist das größte bekannte und älteste erhaltene Kunstwerk aus Eisenguss in China. Es zeigt auch die große Tradition der Eisenverarbeitung der Region Cangzhou.
Heute existiert um den Löwen ein historischer Park mit verschiedenen Museen und Grünanlagen. In den Museen werden historische und kulturelle Elemente, Mythen und archäologische Befunde der Region Cangzhou dargestellt. So gab es früher eine starke Stadtmauer um die Altstadt von Cangzhou, welche in der Tang-Dynastie und vor allem der Song-Dynastie so verstärkt wurde, dass es 10.000 Angreifern standhalten konnte. Leider ist diese Stadtmauer durch Erdbeben, Fluten und Kriege nach und nach zerstört worden. (Auf andere Elemente gehe ich in späteren Blogposts noch ein.)
Der Eiserne Löwe selbst wiegt 40 Tonnen, ist schon stark beschädigt und wird deshalb durch Stützen positioniert. Der Zerfall ist gut dokumentiert und geht bis zur Ming-Dynastie zurück. Unter Kaiser Guangxu (Qing-Dynastie) wurden erste Restaurierungsversuche unternommen. Diese und die späteren Erhaltungsarbeiten trugen wegen der unzureichenden Technologien und Materialien zur weiteren Zerstörung bei. Heute ist der archäologische Fund des Iron Lion durch ein riesiges Dach geschützt.

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Regionale Kultur in Cangzhou


Teil der großen Grand Canal Kultur Ausstellung ist die Beleuchtung der regionalen Kultur in Cangzhou. Eingangs wird eine Zeile aus einem Gedicht aus der Qing Dynastie zitiert: „Es war fast Mitternacht, als ein Boot auf dem Kanal fuhr und segelte im Mondlicht nach Cangzhou.“
Die Erwähnung von Cangzhou in dem Gedicht zeigt die Stadt als wichtigen wirtschaftlichen und kulturellen Ort am Grand Canal. Die Ausstellung beginnt mit der auch in ganz China verbreiteten Kultur von buntem Löwentanz und Musik. Aber schon um die Ecke wird das kulturell wichtigste Thema in einer gewaltigen Darstellung aufgegriffen: der Akrobatik und der Kampfkunst Wushu. Cangzhou ist die Geburtsstätte und das Zentrum dieser beiden Kulturelemente.
Die Kampfkunst Wushu entwickelte sich aufgrund des florierenden Gewerbes der Sicherheitsagenturen, welche Handelsboote vor Überfällen schützten und begleiteten (siehe Blogpost „Caobang Sicherheitsagentur der Familie Xie“). Cangzhou war ein Zentrum dieses Wirtschaftszweiges. Die Akrobatikvorstellung wurden von Wuqiao entlang des Kanals ins ganz China bekannt. Der Südosten der Region Cangzhou, in Wuqiao, gilt als Wiege der chinesischen Akrobatik, wo es heute neben einem großen Themenpark auch die Hebei Wuqiao Acrobatic Art School und der Wuqiao Acrobatic World gibt, wodurch eine Vielzahl von Akrobaten ausgebildet werden.
Die Darstellung der industriellen Entwicklung beginnt mit einer Maschine für die Herstellung von Zündhölzern. Wer die Liebe der Chinesen zu Böllern und Zigaretten kennt, kann die Bedeutung dieser Industrie erst richtig einschätzen. Natürlich darf die Darstellung der Eisenindustrie in der Heimat des „Iron Lion“ nicht fehlen, denn der gusseiserne Löwe gilt nicht nur als Symbol von Cangzhou, sondern steht auch für die herausragende Eisentechnik der Region. In diesem Ausstellungsbereich werden auch alte Fotos von Cangzhou an eine Wand projiziert, welche für mich immer besonders wirken, da noch mehr Menschen statt Autos auf den Straßen zu sehen sind. Den Abschluss bildet eine künstlerische Darstellung des Iron Lion mit Quadern inmitten einer gewaltigen Videoprojektion.

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Grand Canal Kultur


Wir haben im Urlaub einen einzigen wirklichen Regentag, sonst gibt es höchstens mal kurze kräftige Regenschauer oder leichten Nieselregen. Aber dieser Regentag stand eigentlich für einen Ausflug zur Verfügung und so entschlossen wir uns am Nachmittag für ein Museumsbesuch. Allerdings haben viele Menschen in Cangzhou die gleiche Idee, was ein hoher Besucherandrang bedeutet. Das Museum gehört zum Expokomplex und es sprengt alle Vorstellung, welche Größe uns erwartet. Die riesige Ausstellung über mehrere Hallen und 3 Etagen behandelt als Schwerpunkt die Kultur am großen Kaiserkanal. Plastisches Anschauungsmaterial, lebensgroße Figuren, Maschinen, Schiffe, Gegenstände werden in effektvoller Lichtgestaltung und Multimediaprojektionen auf kleinen Themeninseln gezeigt. Sogar ganze Häuserzeilen sind nachgebaut worden und es werden verschiedene Gewerke in den Holzhäusern gezeigt. Riesige modellierte Reliefwände erzählen Geschichten und zeigen kulturelle Elemente. Einleitende Erklärungen gibt es auch auf englisch, wobei die Erläuterungen und Beschriftungen an den Exponaten nur in chinesisch zur Verfügung stehen. Oft ist die plastische Darstellung aber selbsterklärend. Interessante Aspekte kann man mit dem Smartphone übersetzen.
In der ersten Ausstellungshalle werden viele aktuelle und historische Fotos vom Grand Canal in Cangzhou gezeigt, wobei die aktuellen Fotos mit verschiedenen Tageszeiten und somit Lichteffekten spielen. In der zweiten Ausstellungshalle werden dann die wirtschaftlichen und kulturellen Kanalthemen aufgegriffen, auf meiner kleinen Fotoauswahl sind dies folgende: das bunte Treiben durch Schauspiel und Jahrmärkte entlang des Kanals, Jianbing Guozi (chinesischer Crepes) und Goubuli Baozi (gefüllte Teigtasche) als typische Gerichte in Tianjin, die chinesische Medizin, die Entwicklung der Kampfkunst dargestellt um den Eisernen Löwen (Iron Lion) von Cangzhou herum, die Herstellung des chinesischen Branntweins Baijiu, farbliche Schnupftabakfläschchen, Konfuzianismus mit Konfuzius am Berg Taishan, das Entstehen der Puppenschattenspiele, Musikinstrumente, wie Pipa (chinesische viersaitige Laute) und Gu (Trommel), chinesische Oper, Handel von Waren mit Booten, die Rolle des Bambus, kunstvolle offizielle Amtsstempel, welche eine hochentwickelte Bürokratie stützte und die damit einhergehende Steinschnitzerei. In der 2.Etage ist ein großes begehbares Boot aufgebaut, auf dessen Deck man durch eine 180 Grad Videoprojektion zu einer Flusstour eingeladen wird. Außerdem sehen wir noch die Ausstellung über die Regionalkultur (dazu dann ein extra Blogpost). Doch schon bei den Exponaten der verschiedenen historischen Wohnräume ereilt uns die Durchsage zur Schließung des Museums. Somit werden wir wohl im nächsten Jahr einen Ergänzungsbesuch einplanen.

So schnell gehen vier Wochen vorbei. 🙁 Am Wochenende geht es erst einmal wieder zurück nach Deutschland, obwohl es noch einiges zur Reise zu berichten gibt. Das werde ich dann in Mußestunden von Deutschland aus nachholen.

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Garten-Expo 2023 in Cangzhou


Seit anderthalb Wochen wohnen wir nun in Cangzhou, aber wir sind noch ohne Besichtigungstouren. Die Organisation und Arbeit rund um die neue Wohnung hält uns davon ab (von der ich gegebenenfalls nach der Chinareise noch einige Anekdoten berichten werde). Schließlich ist etwas Zeit übrig und die wollen wir nutzen. Das erste Ziel ist die Gartenexpo 2023. So geht es mit dem Bus in den Norden der Stadt. Dort befindet sich alte Industrie und so ein altes Gelände am Kaiserkanal wurde als große Gartenanlage gestaltet. Um einen See sind zahlreiche Themengärten angelegt, vor allem aus der Region, aber auch aus anderen Regionen des Landes. Die Gartenstile beinhalten auch die Wegegestaltung in Kombination mit Teichen, Brücken und Skulpturen. Vor allem bei der Pavillionarchitektur mit unterschiedlichen Materialen und Farben gibt es so manche kulturellen regionalen Eigenheiten. Die Gärten haben auch ein gestalterisches Thema, wie beispielsweise der Tangshan Garten. Auf 7000 m² widmet er sich dem Motto “窗前影.万象新”(„Schatten vor dem Fenster. Alles ist neu.“) . Der Baoding Garten setzt auf der gleichen Flächengröße das Motto “街市院落、园林.水岸”(„Markthöfe. Gärten. Flussufer.“) um. Und so geht es weiter. Es bleibt für uns bei dem Besuch von ausgewählten Themengärten, weil man von Eindrücken überladen wird. Interessant sind alte technische Konstruktionen und Boote der Kanalkultur. Die vielen Pavillions und Blumen geben schöne Fotomotive, allerdings stört dabei in Richtung Osten eine große Düngemittelfabrik im Hintergrund neben der Expoanlage. Aber das erinnert daran, dass Cangzhou eben eine Industriestadt ist und kein Wandelschlösschen der Kaiserfamilien war. Ebenfalls auffallend sind die vielen Spielmöglichkeiten für Kinder, was das Gelände auch zu einem hervorragenden Familienausflugsziel macht.
Am Ende des See ist im alten chinesischen Stil ein Ausstellungsgebäude errichtet worden, wo in zwei Ausstellungsräumen die Geschichte von Cangzhou beleuchtet wird. Die Erklärungen sind nur auf chinesisch, was für mich einige Übersetzungsarbeit bedeutet und ich deshalb auf meiner Website lioncity.mozello.de zu einem späteren Zeitpunkt aufgreifen werde. Auf jeden Fall gehöre ich selbst zu den Objekten auf der Expo, die für Gesprächsstoff sorgen. Oft höre ich „Waiguoren“ in den Unterhaltungen um mich herum, was „Ausländer“ bedeutet und Kinder kommen gerannt und starren mich als Exoten an. Dazu gehört eine lustige Episode beim Abendessen mit Freunden von der Schwester meiner Frau. Ein kleines Mädchen starrte mich lange an und fasste sich dabei die ganze Zeit an die Nase. Vielleicht hoffte sie inbrünstig, dass ihre Nase nicht so groß wird, wie die Nase dieses Langnasen-Ausländers. 😀

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Anmeldung bei der Meldebehörde


Ich bin mit einem Familienvisum nach China eingereist, was mich verpflichtet, dass ich mich bei der Meldebehörde anmelde. Nun wollten wir das auch in Cangzhou, am Ort unserer Wohnung machen. Da wir aber die ersten Tage auf dem Land ca. 50 km südlich von Cangzhou bei der Mutter meiner Frau wohnten, verzögerte sich damit die Anmeldung. Das war ein Fehler, denn als wir in der lokalen Meldebehörde in Nanpi wegen einer Passangelegenheit in der Familie erscheinen, falle ich als Ausländer auf. Sofort kommt die stechende Frage, was denn der Fremdling hier will und wir werden belehrt, dass ich mich trotz Wohnung in Cangzhou bei meinem Aufenthalt hier anzumelden habe. Ok, gesagt, getan.
Nun kommt später aber die Schnitzeljagd in Cangzhou. Zunächst wohnen wir in Cangzhou in einem Hotel, welches die Meldung von Ausländern routinemäßig vornimmt. Zu beachten ist dabei, dass nur bestimmte Hotels Ausländer beherbergen dürfen. Wir hatten so ein dutzend Hotels zuvor ohne Erfolg abtelefoniert. Während der Hotelzeit kaufen wir für die leere Wohnung ein paar grundlegende Möbel und melden Strom und Wasser an. Dann ziehen wir in die Wohnung ein und unser erster Gang gilt der Anmeldung.
Erste Station ist mit dem Bus das zentrale riesige Bürgeramt mit hunderten Schaltern und zwei Etagen in goßzügigen modernen offenen Ambiente, wo man eigentlich so fast alle Angelegenheiten in der Stadt Cangzhou regeln kann. Nicht so mein Fall, denn ich muss mich im Stadtteilbüro anmelden. So schickt man uns zurück zur Polizeistelle nahe unserer Wohnung. Jetzt nehmen wir das Taxi und kommen bei unserer zweiten Station an. Hier scheitern wir schon am Wärterhäuschen, denn hier ist man dafür nicht zuständig. Wir müssen zum örtlichen Bürgeramt. Da geht es jetzt mit dem gemieteten Elektroroller (dazu später in einem anderen Blogpost mehr) hin. Breite neue Straßen in unserem neuen Stadtviertel machen dieses Verkehrsmittel zur perfekten Fortbewegungsart.
An der dritten Station angekommen, erklärt man uns freundlich, dass wir uns erst bei der zuständigen Polizeistelle anmelden müssen. Es ist eine andere Polizeistelle Richtung Stadtmitte, gegenüber der Realschule. Die nette Frau ruft auch gleich an, dass wir kommen. Also schwingen wir uns auf den Roller und sausen einmal längst durch das Stadtviertel.
An unserer vierten Station müssen wir zunächst draußen warten, im Moment, so die telefonische Auskunft, gibt es viel zu tun. Nach einer gewissen Wartezeit heißt es, wir sollen bitte um 18 Uhr wiederkommen, im Moment ist man mit Arbeit beschäftigt. Bis dahin ist noch etwas Zeit, also suchen wir ein Restaurant und stärken uns für die noch anstehenden Aufgaben. Da bekommen wir kurz vor der Terminzeit den Anruf, dass wir bestimmte Dokumente vorlegen müssen, aber wir brauchen deswegen erst 18:30 Uhr kommen. Jetzt schnell mit dem Bus nach Hause, Dokumente holen und im angenehmen kühlen abendlichen Fahrtwind mit dem Elektroroller wieder zurück zu unserer vierten Station. Dort nimmt uns ein freundlicher Polizist in Empfang und entschuldigt sich für die Warterei, aber die viele Arbeit...
Im Büro wird dann gemeinsam am Computer das Eingabeformular ausgefüllt. Wir suchen zusammen die Angaben in meinem Pass, im Visum und den Wohnungsdokumenten, privaten Wohnungsanmeldungen von Ausländern gibt es wahrscheinlich nicht so oft. Es herrscht so manches Treiben und wir werden auf der Polizeistelle fast familiär behandelt. Schließlich haben wir es geschafft und ich unterschreibe das Formular, welches noch ein Stempelchen vom Vorgesetzten benötigt und deshalb erst morgen abgeholt werden kann. Dann kann es ja mit dem Roller wieder nach Hause gehen.
Am nächsten Tag fahren wir also noch einmal mit dem Roller zur Polizeistelle, aber das Formular ist noch nicht fertig. Wir warten wieder im Bürobereich, jetzt gehören wir fast zur Polizeifamilie dazu. Mit dem richtigen roten Stempel steht nun mit dem Roller der erneute Besuch unserer dritten Station an. Hier will man dann noch einmal Kopien der Dokumente vom Vortag, obwohl diese von der Polizei ja schon geprüft worden sind. Unsere Roller laufen jetzt heiß, denn es geht zurück zur Wohnung, um die Papiere zu holen. Davon darf es dann in der Meldestelle noch Kopien geben, aber auch den Kampf mit dem Kopiergerät gewinnen wir. Ich bin angemeldet, wahrscheinlich der erste ausländische Bewohner des Stadtteils Cangzhou Jingji Kaifaqu.
Die lustigste Episode folgt aber noch. Am Folgetag sind wir wieder mit dem Elektroroller unterwegs. An einer Kreuzung hält ein Polizeifahrzeug und unser netter Beamte sitzt drin. Er öffnet das Seitenfenster und sagt, dass er noch eine Kopie von meinem Pass benötigt. Zufällig sind wir mit allen Dokumenten unterwegs zur Bank und so können wir die Kopie aus der Tasche ziehen und die Übergabe gleich mitten auf der großen Kreuzung regeln. Damit hat er nicht gerechnet und mit einem Schmunzeln und Gruß fährt er davon.

Fotos: unsere Wohnanlage in Cangzhou Jingji Kaifaqu

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Zugfahrten in China


China hat es geschafft, innerhalb von 15 Jahren ein Zug-Hochgeschwindigkeitsnetz in einer Länge von 42.000 km zu errichten. Zum Vergleich: ganz Europa besitzt nur ein Streckennetz von 12.000 km. Damit zeigt sich, wer beim Ersatz von Kurzstreckenflügen und damit beim Klimaschutz führend ist. Die Pünktlichkeitsrate ist mit über 98% überragend. Der Fernverkehr der Deutschen Bahn dümpelt bei einer Pünktlichkeitsrate von 65% eher auf Entwicklungslandniveau.
In China gibt es extra Bahnhöfe für Hochgeschwindigkeitszüge, die sich oft am Rand der Stadt befinden und nach den Himmelsrichtungen benannt sind. Cangzhou hat also einen Bahnhof in der Stadt und dann noch einen Bahnhof für Hochgeschwindigkeitszüge Cangzhou West (Cangzhouxi). In diesen Bahnhöfen erfolgt dann ein Check-In wie an einem Flughafen. Zuerst passiert man am Eingang eine Sicherheitskontrolle. Hier gab es nun bei mir diverse Probleme. Ein Mückenschutzmittel wurde aussortiert, während mein Rasiergel es bei dem Check zur Rückfahrt nicht durch die Kontrolle schaffte. Da man ja kein Gepäck aufgegeben hat, wo dann solche Mittel bei Flugreisen hinein können, wurde mir das Rasiergel per Post nach Hause geschickt. Mein Messer aus meinem Reservebesteck ließ man bei der Hinfahrt noch mitreisen, aber bei der Rückfahrt war die Klinge zu lang.
Im Bahnhof werden dann über eine Boardingtafel die Züge angezeigt, für die der Bahnsteig freigegeben wird. Das hat den Vorteil, dass es kein Gedränge durch wartende Reisende auf den Bahnsteigen gibt. Außerdem wird durch eine Farbe angezeigt, welcher Zugtyp eingesetzt wird. Farbliche Markierungen am Bahnsteig zeigen dementsprechend an, wo welche Wagennummer hält. Im Foto unten bedeutet dies: Wenn mein Zug mit „Orange“ gekennzeichnet ist, dann hält dort Wagen Nr. 10, nach links geht es zu den höheren Wagennummern und nach rechts geht es bis Wagen Nr. 1. Ist der Zug für den Check-In freigegeben, so erfolgt das durch Zugangsschranken mit der ID-Card, die man beim Ticketkauf in der App angegeben hat. Wie schon im Beitrag über den Südbahnhof in Beijing geschrieben, habe ich ja keinen chinesischen Personalausweis, weshalb ein Bahnmitarbeiter meine Passnummer in ein Terminal eingibt. Ich stelle mich also in die Schlange der Familien mit kleinen Kindern, die ja auch noch keinen Ausweis besitzen. Da es eine Pflicht zur Sitzplatzreservierung gibt, stellt sich nun schon auf dem Bahnsteig jeder da hin, wo sein Wagen halten wird. Die Bahnsteige sind großzügig breit und ab und zu saust ein durchfahrender Zug am Parallelgleis mit 300 km/h durch den Bahnhof. Im Wagen selbst gibt es viel Platz, trotz der Anordnung von 3+2 Sitzen nebeneinander. Außerdem hat man beim Sitzen viel Beinfreiheit. Auf den Monitoren könnten Zug- und Haltestelleninformationen angezeigt werden, aber stattdessen läuft eine Endlosschleife eines Werbefilms über den Bau der Bahnlinien in China. Das nervt und ist in Deutschland besser installiert. Natürlich darf das Essen bei Chinesen nicht fehlen und so schieben sich immer wieder Wagen mit verschiedenen Fressangeboten durch den Gang. Berge, Felder und Neubaugebiete fliegen am Fenster des Zuges vorbei. Bei der Ankunft checkt man dann wieder am Bahnhof über die Zugangsschranken aus. Entspanntes und superschnelles Reisen, dazu noch günstig: Ein Ticket ins über 200 km entfernte Beijing (Peking) kostet nur 13 Euro.

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Taierzhuang Memorial Hall und Gedenkplatz


Wie in einem vorigen Post schon angedeutet ist Taierzhuang vor allem bekannt durch eine bedeutende Schlacht im Krieg gegen Japan. Der chinesische Triumph Ende März / Anfang April 1938 war in diesem Krieg überhaupt der erste Sieg der chinesischen Armee, tilgte damit dem Mythos der Unbesiegbarkeit der bis dahin überlegenen japanischen Armee und löste in Japan eine Regierungskrise aus. In der Altstadt gedenkt ein Platz mit kleinen Ausstellungsflächen und einer Hausruine an dieses Ereignis. Außerhalb der Altstadt gibt es dazu aber einen viel größeren Gedenkort: die Taierzhuang Battle Memorial Hall. Leider kommen wir dort erst am späten Nachmittag an, wobei im inneren Rund die zentrale multimediale Darstellung schon seit 15 Uhr geschlossen ist. Deshalb bleiben uns aber noch die anderen interessanten Ausstellungsräume, so hatte beispielsweise eine Holzbrücke in der Schlacht eine große Bedeutung, weshalb man sie im Museum nachgebaut hat. Zahlreiche handschriftliche Aufzeichnungen von Militärangehörigen geben ein hautnahes Zeugnis der Ereignisse. Die Schlacht hat auch eine andere politische Dimension gehabt, denn Kommunisten und Kuomintang kämpften gemeinsam gegen den auswärtigen Feind. In einem Gemälde mit Zhou Enlai, Ye Jianying und Bai Chongxi ist diese Zusammenarbeit festgehalten. Zum Schluss wurde das Schicksal der Zivilbevölkerung beleuchtet, welches für meinen Geschmack mehr Raum verdient hätte. Denn es ist die Bevölkerung von Taierzhuang und umliegenden Gemeinden, welche die größte Kriegslast tragen und unendliches Leid erdulden mussten.
Die Verteidigung des naheliegenden wichtige Eisbahnknotenpunkt in Xuzhou war zwar auch strategisch bedeutend, aber noch wichtiger schaffte der Sieg die Schlagzeilen, welche den Mut und die Hoffnung der Chinesen im Kampf gegen die Besatzungsmacht Japan enorm steigerte. Deshalb ist auch eine bedeutende Ausstellungsfläche den Journalisten gewidmet, die damals im Kriegsgetümmel Berichte für Zeitung und Propaganda erstellten und Romane und Gedichte schrieben, darunter trifft man wieder eigene Familie: Xie Binying. Aber auch Fotografen waren im Zeitalter ohne Smartphone wichtige Dokumentarier. Ein berühmter war Robert Capa, der zu den Erlebnissen in Taierzhuang schrieb: "There may be numerous places indicating the turning point of history – Waterloo, Gettysburg, Verdun. And today, there is another place, Tai'erzhuang."


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Xunzi Mausoleum


Der Höhepunkt meiner China-Reise 2023 ist der Besuch des Xunzi Mausoleum in Lanling. Xunzi (荀子) lebte von ca. 300 v.Ch. bis 239 v.Ch. und war der bedeutendste Philosoph aus der konfuzianischen Schule. Für mich ist er überhaupt der bedeutendste Denker der Menschheit mit einer hohen Erkenntnisfähigkeit. Seine Lehre und Menschheitsphilosophie eignet sich am besten für die Erklärung und Gestaltung der menschlichen Gesellschaft, wobei ich so einige europäische und fernöstliche Philosophen und Denker aus der Antike und Moderne zum Vergleich und zur Beurteilung gelesen habe.
Leider konnte sich die Lehre von Xunzi im Konfuzianismus nicht gegen die populistische Lehre des Mengzi durchsetzen, auch wenn die Schule von Xunzi - und damit seine Ideen - immer mal wieder an Bedeutung gewonnen hat. Übrigens war ein Schüler von Xunzi der Konzeptgeber des Legalismus Han Fei.
Die konfuzianische Lehre von Xunzi sah die strenge Bildung der Menschen vor, um gute charakterliche Eigenschaften zu erlernen und sich anzugewöhnen, damit ein friedliches Miteinander in der Gesellschaft möglich wird und menschliche Charaktereigenschaften des Eigennutzes, Respektlosigkeit und Gier zurückgedrängt werden.
Das Mausoleum liegt etwas abseits der Stadt Lanling. Eintritt wird nicht verlangt, obwohl ein Schild zu einem nicht besetzten Ticketschalter zeigt. Zunächst zitieren ein paar große Tafeln verwendete konfuzianische Zitate von aktuellen Politikern: „Nicht beunruhigt zu sein, liegt in frühem Denken, nicht arm zu sein, liegt in der frühen Planung.“ und „Wenn man keine kleinen Schritte tut, erreicht man auch keine tausend Meilen.“
Der Wandelgang mit einigen Toren und mythischen Tieren führt zunächst über die „Gewinner Brücke“, welche den Namen deshalb trägt, weil symbolisch alle Menschen, die Xunzi besuchen - und sich somit mit seiner Philosophie beschäftigen – Gewinner sind und davon persönlich mit Wissen profitieren. Im Tempel vor dem Grabhügel ist eine riesige Statue von Xunzi aufgestellt. Links und rechts stehen kleine Statuen von seinen berühmtesten Schülern Han Fei (der oben erwähnte Inhaltsgeber des Legalismus), Zhang Cang, Li Si und Fu Qiu Bo. An den Wänden hängen Schriften von Xunzi und sind Darstellungen aus seinem Leben abgebildet. Hinter dem Tempel sind zwei alte Grabsteine mit Glas geschützt und zwei Statuen vor seinem Grabhügel aufgestellt, der mit Bäumen und Büschen bewachsen ist. Der große Platz vor dem Tempel ist flankiert mit Wandelgängen und jeweils einer langen Stele, auf denen alle 32 Kapitel mit 75.100 Wörtern aus dem philosophischen Hauptwerk von Xunzi eingraviert wurden. Er behandelt darin die Themen philosophische Historie, Etikette, Politik, Wirtschaft, Bildung, Militär, Recht, Ethik, Literatur, Kunst, Wissenschaft und Technologie.
Auch wenn ich nicht alle Wörter lese, so lasse ich mir doch Zeit zur Besichtigung der Grabanlage und komme gerade noch rechtzeitig zum Ausgang, bevor das Tor zur Mittagspause geschlossen wird. Es sind nur noch zwei andere Gäste zur Besichtigung unterwegs, welche zu spät am Tor erscheinen und sich am Zaun einen Schleichausgang suchen müssen. Die Frau macht so unauffällig wie möglich ein Selfie so, dass ich – der Ausländer - mit auf dem Foto bin und zeigt es stolz ihrem Mann. Wir stehen aber vor einem größeren Problem, denn unsere Taxianfrage zur Mittagszeit über die App nimmt kein Taxifahrer an. Wahrscheinlich machen sie alle Mittagspause oder keiner hat Lust bei der Mittagshitze zur abgelegenen Xunzi-Grabanlage zu fahren. Schließlich erbarmt sich ein Mitarbeiter der Anlage, holt sein kleines Elektroauto und fährt zunächst drei Runden mit offenem Fenster auf dem Parkplatz, damit es drinnen nicht so heiß ist. Nun quetschen wir vier uns noch in dieses kleine Spielzeugauto, was sicherlich damit überladen ist und der nette Mitarbeiter fährt uns ins Zentrum nach Lanling. Dort essen wir in einem Restaurant und weil immer noch kein Taxifahrer aus seiner Mittagspause kommen will, fährt uns der Restaurantbesitzer kurzentschlossen mit seinem Audi ins 30 km entfernte Taierzhuang zurück. Großartige Menschen!

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Das (Brannt)Weinmuseum in Taierzhuang


Ein Weinmuseum habe ich in Taierzhuang nicht erwartet – und tatsächlich, was als Weinmuseum in englischer Sprache übersetzt wurde ist tatsächlich ein Museum zum chinesischen Branntwein Baijiu. Und trotzdem schreibt man überall in der Ausstellung eisern von der chinesischen „Wine History“.
An der Stelle des Museum hat man bei archäologischen Untersuchungen, die frühere Destillerie Daosheng identifiziert. Sehr schön hat man einen Ausgrabungsbereich mit Glasplatten ins Museum integriert. In diesem etwa 8 m langen, 1,3 m breiten und 1,1 m tiefen Keller wurden viele Tongefäße und Keramikfragmente aus der Han-Dynastie ausgegraben. Taierzhuangs Baijiu-Geschichte kann man somit sehr gut datieren. Das Museum besitzt über 1000 Krüge aus der Sammlung von Li Fumin. Die Motive und Gravuren geben Historikern viele Informationen über kulturelle Elemente von vergangenen Epochen. Während der Zeit der Ming- und Qing-Dynastie wurde Taierzhuang zum Verteilungszentrum zwischen dem Baijiu des Nordens und des Südens und spielte eine wichtige Rolle bei der Förderung der Entwicklung des Wohlstands und des Austauschs der Baijiu-Techniken entlang des Kaiserkanals.

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Caobang Sicherheitsagentur der Familie Xie


Etwas Familiengeschichte 😉 --- Durch Taierzhuang führt, ebenso wie durch Cangzhou, der Kaiserkanal, welcher der Haupttransportweg per Schiffe für Waren und Güter insbesondere in der Nord-Süd-Richtung Chinas während der Kaiserzeit darstellte. Die Boote und Waren wurden Ziel von Räuberbanden, weshalb sich Sicherheitsagenturen darauf spezialisierten, die Händler zu begleiten und zu schützen. Mit einem Kampftraining und entsprechenden Waffen sowie Sicherheitsvorkehrungen war der Schutz sehr wirksam und das Geschäft florierte. Wir besuchen das Anwesen einer solchen Caobang Sicherheitsagentur, welche von der Familie Xie gegründet wurde (also wieder eigene Familie) und schauen uns die Entwicklung des alten Unternehmens an. Oft bildete sich um solche Firmen ganze soziale Verbände mit Schulen und Gemeinschaftseinrichtungen für die Familien der Mitarbeiter. Gewisse Riten gehörten dazu, bevor man die gefährlichen Einsätze begonnen hat: so wird den Gründerahnen gehuldigt und Treueschwüre abgegeben.

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Das Zhusuan Museum in Taierzhuang


Das Zhusuan Museum befindet sich im früheren Gebäude der Hengjiyong Bank, der größten Bank in Tailerzhuang in den ersten Jahren der Republik China. Es gibt fünf Ausstellungshallen nach der historischen Entwicklung des Zhusuan geordnet. Von der Antike bis in die Gegenwart kann man die großartige chinesische Zhusuankultur kennenlernen. Während die Forschung in Europa den Ursprung des Abakus, den so wird der Zhusuan in Deutschland genannt, im südlichen Mesopotamien verortet, wird hier die Entwicklung in China beschrieben. Die mathematische Anwendung des Zhusuan ist ein zweitausend jähriges kulturelles Erbe in China. In der Historie war Taierzhuang mit vielen Kaufleuten und wichtigen kulturellen Institutionen wohlhabend, weshalb der Zhusuan eine wichtige Rolle im wirtschaftlichen und sozialen Leben gespielt hat. Der Bau des Museums wurde im Juli 2013 fertiggestellt.
Mozi (ca. 468 v. Chr. - 376 v. Chr.) aus Kanzhou der Provinz Shandong war ein chinesischer Wissenschaftler, der bereits das Binärsystem in der Mathematik anwendete, wie es die algorithmische Basis des Zhusuan darstellt.
Während der Song- und Yuan-Dynastie wurde die von Yang Hui und Zhu Shijie erfundene praktische Divisions- und Multiplikationsmethode zum wesentlichen Bestandteil des Zhusuan. Während dieser Zeit wurde das Wort "Zhusuan" von unserem Namensvetter (und somit wahrscheinlichen Verwandten) Xie Chawei in seinem Buch „Xie Chaweis Berechnungsbuch“ erwähnt. Der Zhusuan wurde nun in der breiten Bevölkerung verwendet und erzielte in dieser Zeit tiefgreifende Fortschritte bei der Aufstellung von Prinzipien und Methoden sowie Berechnung von Werkzeugen. Unter der Ming-Dynastie florierte der Handel und die Wirtschaft und der Zhusuan verbreitete sich von China nach Korea, Japan und Thailand.
Im Museum sind viele Formen des Zhusuan ausgestellt sowie Darstellungen in der plastischen Kunst. Außerdem kann man einen der größten Zhusuan der Welt bestaunen. Er ist aus Holz gefertigt und 9 Meter lang, 2,75 Meter hoch und wiegt 5,25 Tonnen, wobei jede Perle 5 kg wiegt.

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Regierungsbüros der Kaiser in Taierzhuang


Im westlichen Teil der historischen Innenstadt von Taierzhuang befindet sich ein großes Anwesen, was als "Dayamen" (Regierungsbüro der kaiserlichen Zentralverwaltung) bekannt ist. Es wurde im 22. Jahr der Regierungszeit von Kaiser Kangxi (Qing-Dynastie) im Jahr 1683 erbaut und als Kommandantur genutzt. Das gesamte Anwesen hat vier Innenhöfe, welche nach Süden ausgerichtet sind. Anfang 1938 richtete Shen Honglie, der stellvertretende Kommandeur der 3. Armeegruppe, hier ein Waffenlager ein. Heute findet man dort eine Ausstellung von Darstellungen alter archäologischer Funde von Steininschriften.
Etwas weiter südlich direkt am Kaiserkanal hatte zuvor Kaiser Wanli (Ming-Dynastie) in seinem 34. Regierungsjahr ein Bürogebäude im Jahr 1606 erbauen lassen. Ein Beamter der Zentralregierung regelte dort die bürokratischen Angelegenheiten des Kanals. Heute befindet sich dort eine kleine Ausstellung über die Kanalwirtschaft. Nach der Nutzung des Gebäudes durch die Regierung wurde der alte Anlegeplatz am Kanal von der Familie Yan okkupiert.

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Konfuzius Schule in Taierzhuang


Die konfuzianische Schule in der Altstadt Taierzhuang wurde als Privatschule in Form eines konfuzianischen Tempels gebaut und bestand somit aus dem Lingxing-Tor, dem Dacheng-Tor, der Dacheng-Halle mit der Statue des Konfuzius und den beiden Flügelräumen an der Seite des Innenhofes. In diesen Flügelräumen befindet sich jetzt eine interessante Ausstellung mit Fotos, Notizheften und Bücherrequisiten aus alten Schultagen sowie nachgebaute Klassenzimmer. Besonders die Bücherkisten waren sehr interessant, weil sie vielleicht einen guten Schutz vor Beschädigungen abgaben, aber zusammen mit den Büchern doch einiges Gewicht auf die Waage bringen.

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Das nächtliche Taierzhuang


Taierzhuang bei Nacht bietet eine faszinierende Beleuchtungskulisse. Ob Brücken, Kanäle, Häuser, Türme und Bäume – alles ist stimmungsvoll beleuchtet, oft mit wechselnden Farben. Auch die Boote mit den roten Laternen geben ein schönes Bild ab. An manchen Orten bzw. Gebäuden findet zu bestimmten Zeiten eine besondere Musik- und Lichtershow statt. Das in einem nachgebauten Schiff befindliche Theater ist so ein Ort, obwohl wir lieber ein Theaterstück gesehen hätten, was aber an dem Abend unserer Anwesenheit nicht stattfand. Ein Publikumsmagnet ist aber der Drachentanz mit großer Feuershow am Fuxing-Turm, welche jeden Abend um Viertel vor neun Menschenmassen anlockt. Riesige Feuerfontänen mit Musik und dem leuchtenden Drachen bieten ein großes Spektakel.

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Taierzhuang Skulpturen und Schaupiel


In der Altstadt von Taierzhuang sind nicht nur architektonische Schätze zu finden, sondern es wurden auch Figuren aus Holz, Stein und Bronze aufgestellt. Diese zeigen bestimmte Berufe und Tätigkeiten aus der Kaiserzeit. Außerdem springen in der gesamten Altstadt historisch gekleidete Schauspieler herum und spielen an verschiedenen Orten kleine Szenen, wobei sie auch die Zuschauer mit einbeziehen. Sehr schöne lebendige Darstellung.

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Taierzhuang


Unser touristischer Ausflug galt der historischen Altstadt von Taierzhuang. In nur knapp zwei Stunden ist die Strecke von 450 km von Cangzhou nach Zaozhuang mit dem Zug zurückgelegt. Dann geht es noch einmal 80 km anderthalb Stunden mit dem Taxi für circa 18 Euro nach Taierzhuang. Die Stadt wurde bei harten Kämpfen gegen Japaner im Jahr 1938 fast vollständig zerstört (dazu später mehr) und vor etwas mehr als 10 Jahren wieder im alten Stil auf- und nachgebaut, inkl. Tempeln und Türme. Das Gebiet ist circa 1,5 km² groß und ist durch die alte Stadtmauer und Wasserkanälen abgegrenzt. Was ich nicht wusste, dass man Eintritt bezahlen musste. Dummerweise befand sich unser Hotel innerhalb der Altstadt, wo auch keine Autos in den engen Gassen fahren. Das hieß also Eintritt zahlen und Koffer zum Hotel über Kopfsteinpflaster schleppen. Hier wäre eine elegante Lösung mit Elektrocaddys, welche nur Besichtigungs- und Versorgungstouren fahren, angebracht gewesen. Ansonsten findet man überall schöne Fotomotive mit den alten Häusern, in denen nun viele Restaurants, Souvenirläden, Musikbars und eine besondere Art von Geschäften zu finden sind: Frauen und Mädchen lassen sich durch Kleidung, Kopfschmuck und Schminken zu chinesischen Prinzessinnen verwandeln. Architektonisch vorherrschend ist ein grauer Backstein. Auch gibt es einige schön gestaltete Museen und Ausstellungen auf dem Gelände und man kann auf der Stadtmauer spazieren gehen. Bootsfahrten auf den Kanälen werden bei Tag und Nacht angeboten, wobei die meist weiblichen Bootführer das Padel mit dem Bein bewegen. Taierzhuang ist ein beliebtes Ausflugsziel, was die Massen der Menschen zeigt. Aber ich bin der einzige Ausländer (europäisch aussehend), weshalb mich vor allem Kinder ab und zu entgeistert anschauen: Nein, ich gehöre nicht zur Kulisse als Geisterriese.

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Esskultur in China


Die Einnahme der Mahlzeiten in China ist wohl eines der größten Unterschiede zwischen der westlichen und chinesischen Kultur. Deshalb ist es für einen Europäer sehr gewöhnungsbedürftig und bedarf der größten Anpassungsanstrengung.
Die Chinesen essen gern und viel, ich hatte den Eindruck, dass die Mahlzeiten nicht nach Frühstück, Mittagessen und Abendbrot aufgeteilt sind, sondern gefühlt stündlich stattfinden. Die zahlreichen Gerichte und Beilagen werden auf Tellern und Schüsseln auf dem großen runden Tisch gestellt, wo jeder mit seinen Stäbchen direkt von jedem Teller ist. Alle sitzen um den großen runden Tisch. Oft wird zum Essen Mantou gereicht, was kleine Hefeklöße sind, die auch mit Datteln gefüllt sein können. Manchmal gibt es dazu in kleinen Schüsseln für jeden eine Suppe, die mangels Löffeln geschlürft wird. Apropos Löffel, ich habe die ganze Zeit auf mein mitgebrachtes Besteck verzichtet und kann stolz berichten, dass ich ausschließlich mit Stäbchen gegessen habe. Allerdings habe ich immer um eine kleine leere Schale gebeten, wo ich mein Essen „zwischengelagert“ habe, damit es mir nicht beim weiten Weg von der Tischmitte bis zu meinem Mund abstürzt. Aber die Technik des Essens mit Stäbchen kann man lernen. Weil die Stäbchen am Ende dünner werden, kann man die Spitzen zum Greifen des Essens nicht so leicht zusammenpressen. Um dies zu erreichen (denn sonst stürzt das Essen ab), halte ich mit meinem Daumen einen Abstand der Stäbchen. Mit Zeige- und Mittelfinger presse ich das eine Stäbchen an der Spitze gegen das andere Stäbchen, welches ich mit dem Ringfinger ausbalanciere. Der kleine Finger hat dabei nichts zu tun und lacht sich über meine unbeholfene Stäbchenführung wahrscheinlich kaputt. Ich muss zwar oft die Länge der Stäbchen nachjustieren, aber so klappt es sehr gut und selbst kleinste Zucchinistreifen lassen sich von mir wie ein Profi greifen. Man kann mit den Stäbchen nur sehr wenig Essen greifen, weshalb der Weg ständig von den Tellern zum Mund führt. Die Berge von Essen werden erstaunlich schnell abgetragen. Aber auch Chinesen lassen Essen fallen oder brauchen ein paar Versuche zum Greifen. Warum sie in ihrer Kultur nicht längst die bequemeren Messer, Gabel, Löffel eingeführt haben, bleibt mir ein Rätsel. Es bleibt bei den immensen Mengen an Gemüse, Fleisch, Tofu, Seefood, Pilzen und Nüssen immer viel Essen übrig, denn es gilt als schlechtes Zeichen, wenn aufgegessen wird. Dann fühlt sich der Gastgeber unwohl, weil es vielleicht zu wenig war. Ständig wird Essen den anderen Essteilnehmern angeboten, indem man Essen nimmt und es vor den anderen legt oder gleich den Teller in die Richtung schiebt. So wandert das Essen herum. Dieser Brauch bewirkt dann eine missliche Situation in einem Hotel am Frühstücksbuffet. Denn da nimmt sich nicht nur jeder das Essen für sich selbst, sondern schafft auch Essen für die anderen heran. Das Ergebnis ist leicht vorstellbar: Unmengen von Essen steht dann auf dem Tisch, eine Vielzahl der benötigten Menge, wobei sich das Gespräch die meiste Zeit darum dreht, wer denn jetzt noch welche Speise isst.
Soweit so gut, aber jetzt zum gewöhnungsbedürftigen Teil der gemeinsamen Mahlzeiten. Man lässt sich nicht einfach durch ein Gespräch vom Essen abhalten, es wird mit vollem Mund weitergesprochen. Übrigens zählt zu den Top-Themen des Gesprächsstoff, dass ich kein Fleisch esse, wobei man penibel darauf achtet, dass die vegetarischen Speisen in meiner Nähe stehen. Ungewöhnliche Tischmanieren sind vor allem das Schmatzen und lautes Rülpsen. Letzteres geht noch Stunden nach dem Essen weiter und ist für mich besonders unangenehm. Essenreste, wie Knochen, Gräten, Eierschalen, Banannenblätter usw. landen günstigstenfalls auf der Tischplatte, aber oft auch unter dem Tisch. Die Schalen von Sonnenblumenkerne oder Erdnüsse werden auf den Boden ins Zimmer geschleudert. Nach dem Essen sieht alles wie ein großes Schlachtfeld aus und man muss aufpassen, dass man nicht in die Essenreste tritt und in der Wohnung verteilt. Nun erklärt sich auch die Abneigung gegen Teppichboden in chinesischen Wohnungen.
Bei einem Brauch versage ich gänzlich. Es ist üblich, dass die Jüngeren den Älteren die Getränke nachgießen. Ich kenne den Brauch verpasse aber immer den richtigen Zeitpunkt, denn man wartet nicht, bis ausgetrunken wurde. Aber zum Glück erledigt das meine Frau für uns. Dagegen glänze ich beim Anstoßen mit den Getränken und halte meinen Becher tiefer als den anderen, was Respekt ausdrückt. Diese Regel kannte ich schon und konnte damit Punkte sammeln, denn selbst wenn mein Gegenüber versuchte tiefer zu gehen, war ich schneller.

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Das ländliche China


Ich befinde mich in der chinesischen Provinz. In diesem ländlichen Teil Chinas der Region Hebei kommt wohl kaum ein Ausländer hin und manch kleiner und großer Mensch schaut mich etwas verwundert an. Die Häuser sind so angeordnet, dass alle Fenster zu einem Innenhof gehen, der entweder mit einer hohen Mauer oder der Wand des Nachbarhauses umgeben ist. Die Häuser selbst sind sehr groß und haben viele aneinandergereite Zimmer mit einer hohen Decke. Man schläft auf hohen Pritschen, die das halbe Zimmer einnehmen und tagsüber als Sitzplatz, Leseecke, Spielwiese und Sofa dienen. Manche Häuser sind auch mit noblen Möbeln mit geschnitzen Ornamenten ausgestattet. Besonders ein Zimmerteiler mit dem Essbereich mit einem Tisch mit rotierender Tischplatte fasziniert mich (siehe Foto). Allerdings haben viele dieser Gehöfte auf den Dörfern noch keinen Anschluss an ein Wasser- und Abwassernetz, weshalb es noch Plumsklos gibt, die sich entweder in einer Ecke des Hofes oder sogar außerhalb des Hofes befinden. Modernität sieht man dann aber oft durch Solarthermen und Solarzellen auf den Dächern. Schmuckvolle Tore führen in den Innenhof der Gehöfte und werden meist von abgebildeten Wächterlöwen bewacht. Wenn es der Platz hergibt, dann befindet sich gegenüber dem Tor auf der anderen Straßenseite eine große Wand mit dem riesigen chinesischen Schriftzeichen für Glück.
Wem das Glück verlassen hat und an sein Lebenende angekommen ist, wird ausgiebig geehrt. Ich habe mich über Silvesterraketen im August gewundert, aber drei Tage werden für einen Verstorbenen Raketen gestartet. Das Knallen informiert auch die anderen Dorfbewohner über den Todesfall, wobei man der Familie kondolieren kann.
Das Dorfleben insgesamt ist sehr lebendig. Nachbarn, Freunde und Familie statten einen Besuch ab, mit dem Elektro-Tuktuk geht’s zum Einkaufen ins Kaufhaus und zum Markt oder zum Mahjongspiel mit Bekannten. Das ländliche Leben in China ist ein beschauliches und glückliches Leben.

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Straßenverkehr in China


Der Straßenverkehr in China ist geprägt durch viele verschiedene Fortbewegungsmittel. Neben Autos und LKWs wuseln noch kleine Elektrocars, Elektro-Tuktuks und Elektroroller im Verkehr mit. Regeln gibt es anscheinend nicht, denn man fährt dort, wo man gerade eine Lücke erspät. Überholen bei Gegenverkehr ist normal, wenn halt drei Autos nebeneinander Platz haben. Die Fahrspurmarkierung ist nur eine undefinierte Zierde. Bei allen Fahrmanövern wird nicht gebremst, sondern gehupt. Natürlich reagiert man nicht auf das Hupen der anderen. Tuktuk-Fahrer benutzen schnell mal die Seite des Gegenverkehrs, wenn man eh in ein paar hundert Metern links abbiegen will. Auch wenn da ein fetter LKW angerauscht entgegenkommt. Roller-Fahrer ignorieren schon mal die Farbe der Ampel und fahren todesmutig quer über die Kreuzung. Bei schlecht einsehbaren Einmündungen wird gehupt und nicht die Geschwindigkeit verringert. Natürlich wenn man selbst aus so einer Einmündung geschossen kommt, wird nicht angehalten und geschaut. Der Verkehr kann sich ja neu ordnen. Falls mal die Ampel auf rot steht, dann gibt es für Auto-Fahrer schon mal gern die Abkürzung über die Tankstelle an der Ecke der Kreuzung, natürlich ohne die Geschwindigkeit zu verringern. Märkte werden gern an belebten Straßen abgehalten, wobei sich der Verkehr durch die kaufende Schar bewegt. Eine verlorene Wassermelone sieht dann schnell wie ein Blutbad aus. Man parkt auch dort, wo man gern halten will. Das kann direkt auf der vielbefahren Straße sein oder quer auf dem Parkplatz.
Übrigens ist es für die Verkehrsteilnehmer normal, dass bei so einer entspannten Fahrweise gern Anrufe getätigt oder die letzten Chatnachrichten beantwortet werden. Wenn da die Chatnachricht so spannend ist, kann man ja zur Sicherheit mit Schrittgeschwindkeit in der Mitte der Straße fahren, egal ob die anderen rechts und links hupend vorbeirauschen und sich schon ein kleiner Stau dahinter bildet. Ich jedenfalls habe als Mitfahrer bei jeder Tour mit meinen Nerven die Straße gepflastert.
Das grausilberne Tuktuk unten auf dem Foto mit Familienmitgliedern war übrigens ein von mir oft benutzes Fortbewegungsmittel, wobei man hinten auf der Ladefläche auf einer kleinen Holzbank saß. Es war für mich angenehmer als die Fahrt mit dem Auto, weil es nicht so schnell fuhr und der Fahrtwind bei den hohen Temperaturen sehr willkommen war.

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Als Antwort auf Fjieldsgröhn

@Fjieldsgröhn Also bei dem Tuktuk und dem großen Roller meiner Schwiegereltern wird an der Steckdose wieder aufgeladen. Die Neffen meiner Frau haben so einen kleinen Roller. Da sind die Akkus tatsächlich recht klein, werden aber nach meiner Nachfrage auch an der Steckdose geladen. Ich habe also keine Wechselmöglichkeit gesehen. Vielleicht gibt es noch andere Rollertypen, wo ein Wechsel möglich ist. Bei den Elektroautos von Nio wird ja auch gewechselt statt geladen. 🛴

Chinesische Gastfreundschaft und Fleißigkeit


Der chinesischen Höflichkeit begegnet man vor allem beim Besuch der Verwandtschaft. Insgesamt 11 Gehöfte in verschiedenen Dörfern der Umgebung mit unzähligen verwandtschaftlichen Bewohner fahren wir an. Da ich mir die Namen und Ansprachen der vielen Tanten, Onkeln und Cousins nicht merken kann, heißen sie bei mir intern nur „Ni hao“, weil das „Guten Tag“ bedeutet und ich es zu allen zur Begrüßung sage. Bei der Ankunft überschlagen sie sich mit der Freundlichkeit, man soll sich setzen und wenn man das nicht sofort tut, dann wird man noch mehrmals dazu aufgefordert. Die Klimaanlage und der Ventilator werden eingeschaltet, denn der Gast soll sich wirklich wohl fühlen. Dann bekommt man immer Zigaretten, Essen und Trinken angeboten. Sie schaffen alles ran, was im Haus zu finden ist, ein „Nein, danke“ wird ganz einfach ignoriert. Oft nimmt man z.B. das Obst an, legt es aber zur Seite, wenn man es nicht essen möchte. Verstehen tue ich bei den Unterhaltungen meist nur das Thema, weil alle sehr schnell und in Dialekt sprechen. Als Geschenke nimmt man vor allem Kokosgetränke oder Spirituosen mit, welche in rote Papiertaschen gesteckt werden (siehe Fotos). Die Farbe rot ist eine glücksbringende Farbe in China. Zum Teil schenkt man auch Geld, wobei man die roten 100 Yuan-Scheine verwendet. Beachtet man die Geschenke zunächst nicht, so kommt bei der Verabschiedung ein hochinteressantes Ritual. Der Gastgeber beteuert, dass die Geschenke zuviel sind und versucht die Geschenke und das Geld dem Gast zurückzugeben. Natürlich will der Gast das nicht und schafft alles wieder zurück. Es spielen sich richtige Ringkämpfe und Taktiken ab, wie man das Geschenk wieder zur „Gegenseite“ bringt. Letztendlich wird das Geschenk akzeptiert. Meine Schwiegermutter ist ein wahrer Profi bei diesem „Kampf“. Ihre resolute Vorgehensweise und hohe Aufmerksamkeit, sowie Verabschiedungstaktik verschaffte uns bei diesem Ritual immer einen großen Vorteil. Die chinesische Kultur ist durchdrungen von unbedingter Gastfreundschaft.
In dem Spirutosenladen sieht man auf dem Foto in der Ecke ein Tisch, wo der Besitzer bei fehlender Kundschaft kleine Metallteile herstellt. Auch besuche ich eine Werkstatt in dem Dorf der Schwester meiner Frau, welche Löcher in Bleche stanzt. Diese verschiedenartigen Bleche werden im Traktorenbau verwendet. Dorfbewohner haben neben ihrer Arbeitsstelle noch eine kleine Landwirtschaft. Es wird gehandelt, gewerkelt und verkauft. Hier ruht sich keiner auf dem Bürgergeld aus oder verzweifelt mit seinem kleinen Geschäft an überbordender Bürokratie oder hohen Steuern. Fleißigkeit kennzeichnet die chinesische Gesellschaft und begründet die atemberaubende wirtschaftliche Entwicklung.

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Beijingnan


Die Beijing South Railway Station ist der größte Bahnhof von Beijing und sogar einer der größten Bahnhöfe in Asien. Seine Fläche beträgt 320.000 km² und die 24 Bahnsteige können pro Stunde die Kapazität von 30.000 Passagiere bzw. 241,92 Mio. im Jahr bewältigen. Von diesem Bahnhof gehen vor allem die Hochgeschwindigkeitszüge in den Süden ab, z.B. nach Shanghai.
Für Ausländer ist die Benutzung der Züge allerdings nicht ganz einfach. Für die schnelle Buchung im Smartphone fehlt mir noch die chinesische SIM-Card und somit Telefonnummer. Deswegen kaufe ich das Ticket am Schalter mit dem Reisepass. Die Einheimischen benutzen ihre ID-Card (Personalausweis) zum Ticketkauf und kommen somit durch die Sichheitskontrollen und dem Check-In zum Bahnsteig durch ID-Card-Scanner. Ich muss an der Seite immer dem Mitarbeiter manuell meine Passnummer eingeben lassen. Das Prozedere wiederholt sich dann beim Verlassen des Zielbahnhofs. Aber die Fahrt ist schnell und bequem. Mit 300 km/h sausen wir mit dem Fuxing (Name des chinesischen Hochgeschwindigkeitszugs) nach Cangzhou und sind schon nach einer Stunde angekommen.

Temple of Hephaestus


Der Tempel des Hephaistos auf dem Areal der Agora in Athen ist einer der besterhaltenen griechischen Tempel. Er wurde im 5. Jh. v.Ch. erbaut und es existieren noch alle Säulen. Dies verdankt der Tempel der Umwandlung in eine christliche Kirche in der Spätantike, die eine große Zerstörung der Tempelanlage verhinderte. Ein kleinerer Nachbau des Tempels befindet sich übrigens im Volksgarten in Wien.

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Epigraphical Museum


Das Epigraphische Museum in Athen zeigt all die bedeutenden Dokumente der griechischen Antike. Steinstelen dienten als Schreibunterlage für das Festhalten von Gesetzen, Verträgen, Tributlisten und anderen wichtigen gesellschaftlichen Dokumenten. Außerdem gibt es schriftliche Informationen auf Siegesstelen, Grabsteinen und Tonscherben oder Bronzetafeln. Auf einigen Fundstücken sind uralte Formen der griechischen Schrift zu sehen, wie die Linear-B-Schrift aus dem 13. Jahrhundert vor Christus. Auch eine Steinstele mit den berühmten Gesetzen des Drakon kann besichtigt werden.
Das Museum befindet in einem Südflügel des Archäologischen Museums von Athen und man erreicht es über einen separaten Eingang. Den Verantwortlichen im Museum kann man wirklich sehr danken, dass sie versucht haben, so viele Fundstücke wie möglich dem Publikum zugänglich zu machen. Ein Besuch lohnt sich wirklich sehr und es ist ein erhebendes Gefühl, die bedeutenden Zeitzeugen der griechischen Antike bewundern zu können.

Stoa Basileios


Die Ruinenanlage der Stoa Basileios auf der Agora in Athen ist leider nicht sehr gepflegt. Auf die Anlage kann man nur von dem Zaun an der Adrianoy Straße und von der Brücke am Eingang zur Agora schauen. Die Ruinenanlage ist schlecht ausgegraben und gekennzeichnet. Außerdem führt die U-Bahn-Linie als oberirdische Strecke mitten durch die Ruinen. Wie so oft in Athen sind hier sogar an historischen bedeutenden Stätten massiv Graffiti von respektlosen kleingeistigen Menschen hinterlassen worden.
Dabei spielte die Stoa Basileios eine große Rolle in der Geschichte der griechischen Antike. Der Archon basileus, der einer der höchsten Funktionsträger mit entscheidendem Einfluss auf die griechische Politik war, hatte seinen Amtssitz an dieser Stelle. Am Gebäude sollen die Gesetze des Landes seit der Verfassung von Solon als Steintafeln angebracht worden sein, damit alle Bürger Kenntnis von diesen erlangen konnten. Außerdem ist es sehr wahrscheinlich, dass der Prozess gegen Sokrates in diesem Gebäude stattgefunden hat. Dieser politische Verfolgungsprozess endete mit dem Todesurteil für Sokrates.

Lykeion


Im Gegensatz zum Standort der Akademie von Platon sind die Grundmauern der Ruinenanlage des Gymnasiums von Aristoteles, dem Lykeion, sehr gut aufbereitet. Teile der Anlage wurden mit Glas überdacht, es existiert ein Weg mit Abgrenzungen, so dass die Mauern nicht zerstört werden und Hinweistafeln informieren über einzelne Bereiche. Das alles ist von einer Parkanlage umrahmt. Allerdings kostet die Besichtigung der Anlage Eintrittsgeld.
Aristoteles war ein Schüler Platons und hatte auf vielen wissenschaftlichen Gebieten großartige Leistungen vollbracht. Eine nachhaltige Leistung war die Definition von Tugenden, welche für die Formulierung von politischen Herrschaftssystemen wichtig sind.
In seiner Schrift „Nikomachische Ethik“ formuliert er die Wichtigkeit von Weisheit und Klugheit mit Bezug auf Tugenden:

"Erstens wollen wir sagen, dass Klugheit und Weisheit, auch wenn keine von beiden etwas schafft, an sich schon wählenswert sein müssen, da sie jeweils die Tugend eines der beiden Seelenbestandteile sind. Zweitens aber schaffen sie ja etwas, aber nicht wie die Medizin Gesundheit schafft, sondern wie die Gesundheit, so schafft auch die Weisheit Glück. Denn da sie ein Teil der ganzen Tugend ist, macht ihr Besitz und ihre Ausübung glücklich. Ferner wird ihr Werk durch Klugheit und charakterliche Tugend verwirklicht; denn die Tugend gibt das richtige Ziel vor, die Klugheit aber den Weg dorthin."

Viele der Wissenschaften wurden im Gymnasium gelehrt und sollten dort zu Klugheit und Weisheit führen. Die Errichtung eines Gymnasiums sollte eine komplette Ausbildung, also körperliche und geistige Bildung, von jungen Menschen beinhalten und gewährleisten. Der Name wird heute noch für die weiterführende Schule verwendet.

Plato’s Academy


Das Gebiet der ehemaligen Akademie von Platon in Athen ist eine große Enttäuschung. Die Grundmauern der Ruinenanlage sind zwar freigelegt, aber nur schlecht beschildert. An einigen Grundmauern befinden sich gar keine Hinweisschilder oder die Mauern sind vegetativ verwildert. Die einzige Beschilderungstafel ist mit Graffiti beschmiert. Bei meinen Besuch hat außerdem ein rücksichtloser Parkbesucher auf den historischen Mauer ein Picknick veranstaltet. Das auf der anderen Parkseite befindliche digitale Museum schließt sich dem verwahrlosten Zustand an. Erst 2015 eröffnet ist das Container-Gebäude schon mit Graffiti übersät, die großen Scheiben sind zerkratzt und das Eingangsschild zerrissen. Zunächst ging ich davon aus, dass es geschlossen ist und deshalb die Demolierungen zu sehen sind. Aber nach einem Gang auf die andere Seite des Gebäudes erblickt man den Eingang. Drinnen geht es dann weiter: Manche Monitore des digitalen Museums zeigen Fehlermeldungen an, manche Anwendungen sind sehr trivial gehalten, abgefallene Buchstaben an Hinweistafeln wurden nicht ersetzt, die Videopräsentationen sind billig produziert. In der "Videohöhle" zur Verdeutlichung des Höhlengleichnisses ist in der Ecke Gerümpel und ein Kühlschrank abgestellt und die beiden Beamern sind nicht exakt ausgerichtet, was die Schnittkante des Videos mitten auf der Leinwand sichtbar macht und Buchstaben doppelt und verschoben darstellt.
In der Parkanlage um das digitale Museum befindet sich außerdem eine Büste von Platon, welche sich aber wegen des Graffitihintergrundes auch nicht für schöne Fotos eignet.
Die gesamte Präsentation der Akademie von Platon ist ein Trauerspiel, was der Bedeutung und der Leistung des berühmten Philosophen nicht gerecht wird. Es spiegelt aber den geistigen Verfall der griechischen und europäischen Gesellschaft sehr gut wider.
Ein guter Tipp dagegen ist das in der Nähe befindliche Restaurant „Πλάτων καφεμεζεδοπωλείον“ (Platon Cafe und Restaurant, Tripoleos 61). Neben einer ausgefallenen Dekoration gibt es sehr leckere einheimische Speisen zu sehr günstigen Preisen und das einheimische Publikum gratis dazu.