Roller, der begeistert...


Wie schon in meinem Blogpost vom 30. August angekündigt, muss ich unbedingt noch einmal auf die Elektroroller in Cangzhou zurückkommen. Es sind wahre „kleine himmelblaue Freunde“ für mich geworden und ich habe jede Möglichkeit bei Fortbewegungsbedarf genutzt, diese Roller fahren zu können. Die Flexibilität bei jedem geplanten Ziel, die direkte schnelle Fahrt zum Zielort, der kühle Fahrtwind in der sommerlichen Hitze und die unkomplizierte Handhabung machen diese rollenden Gefährten zum idealen Begleiter. Es ist ein sehr beliebtes und oft benutztes Mobilitätsgerät, noch dazu, dass es meistens extra Fahrspuren oder sogar separate Wege für Roller gibt. Überall sieht man sie fahren und stehen; auch im Eingangsbereich unseres Wohnhauses, obwohl es extra überdachte Stellplätze mit Lademöglichkeit vor der Haustür gibt.
Wir mieten uns die Roller ganz bequem, denn an buchstäblich jeder Straßenecke sind Standplätze, meist mit einem Piktogramm oder weißen Begrenzungslinien gekennzeichnet. Diese Kennzeichnung ist wichtig, wie wir beim Abstellen später merken werden.
Die Buchung dieser Mietroller ist denkbar einfach: Meine Frau und ich öffnen jeweils auf dem eigenen Smartphone die Alipay-App (es gibt aber auch andere Anbieter) und rufen die Funktion zur Rollermiete auf. Jetzt suchen wir jeweils einen Roller aus und scannen mit der App den Barcode, welcher in der Mitte am Lenkrad und auf dem Schutzblech des Hinterrades angebracht ist. In der App wird angezeigt, wie viele Kilometer der Akku des gescannten Rollers wohl noch schaffen wird. Wenn wir die eigene geplante Strecke länger einschätzen, dann suchen wir uns einen anderen Roller. Nun bestätigen wir die Miete in der App und der Roller selbst begrüßt uns mit einem eingechinesischten „Hello!“. Jetzt kann es losgehen und wir sausen Richtung Innenstadt. Hierfür nehmen wir meist die kleinere Parallelstraße zur Hauptstraße auf der anderen Seite unseres Wohnparks. Dazu gehört aber zunächst die kleine Hürde eines kleinen betonierten Wirtschaftsweges zu überwinden. Da wir am Stadtrand wohnen, gehört dieser Verbindungsweg zu unserer anvisierten Straße nicht mehr zum Stadtgebiet. Der kleine Roller mit seiner Beidou-Funktion (das chinesische GPS) merkt nun, dass wir aus der Stadt „flüchten“ wollen. Er quatscht los und erinnert uns daran, dass wir nur im Stadtgebiet fahren und nicht die Weiten der Tiefebene des Gelben Flusses bereisen dürfen. Für uns heißt es nun ordentlich „Gas“ geben, denn nach einer weiteren Warnung schaltet der Roller einfach ab, um einen größeren Fluchtversuch zu verhindern. Zu diesem Zeitpunkt sollten wir bereits die Straße erreicht haben, sonst dürfen wir kräftig in die Pedale treten und die letzten Meter mit Muskelkraft hinlegen. Alternativ können wir auch in der App sieben weitere Minuten Elektrokraft erbitten, um wieder die zulässige Zone zu erreichen. Daraus machen wir dann oft einen sportlichen Spaß, denn wir dürfen die Kurve nicht so zaghaft angehen, wenn wir noch vor der Abschaltung die Straße erreichen wollen. Danach geht es aber flott ohne Hindernisse weiter.
Schließlich erreichen wir das Ziel. Nun gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder setzen wir den Roller auf Stand-by und verschließen ihn per App, so dass keine andere Person den Roller freischalten kann. Dann läuft allerdings auch die (zugegebenermaßen geringe) Gebühr weiter. Besser ist das Abstellen und Ausbuchen per App, denn wir können uns ja einfach für die Rückfahrt einen neuen Roller mieten. Zum Ausbuchen müssen wir uns aber auf der oben erwähnten gekennzeichneten Stellfläche befinden. Das überprüft die App mittels Beidou vom Roller. Steht man nur wenige Meter daneben, kann man die Ausbuchung vergessen und zahlt weiter. Also stellen wir den Roller brav zu dessen Kollegen und hoffen, dass sein Beidou-Signal exakt ist. Jetzt bekommen wir nach der Ausbuchung eine chinesische Verabschiedung vom Roller geplappert. Schweren Herzens verabschieden wir uns vom liebgewonnen himmelblauen Freund mit der Gewissheit, dass wir bald wieder die Freude der Rückfahrt genießen dürfen.
Hiermit endet pünktlich zum Jahresende mein Reiseblog 2023 und ich hoffe ihr alle rollt 😉 gut ins neue Jahr 2024! 😀

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Anmeldung bei der Meldebehörde


Ich bin mit einem Familienvisum nach China eingereist, was mich verpflichtet, dass ich mich bei der Meldebehörde anmelde. Nun wollten wir das auch in Cangzhou, am Ort unserer Wohnung machen. Da wir aber die ersten Tage auf dem Land ca. 50 km südlich von Cangzhou bei der Mutter meiner Frau wohnten, verzögerte sich damit die Anmeldung. Das war ein Fehler, denn als wir in der lokalen Meldebehörde in Nanpi wegen einer Passangelegenheit in der Familie erscheinen, falle ich als Ausländer auf. Sofort kommt die stechende Frage, was denn der Fremdling hier will und wir werden belehrt, dass ich mich trotz Wohnung in Cangzhou bei meinem Aufenthalt hier anzumelden habe. Ok, gesagt, getan.
Nun kommt später aber die Schnitzeljagd in Cangzhou. Zunächst wohnen wir in Cangzhou in einem Hotel, welches die Meldung von Ausländern routinemäßig vornimmt. Zu beachten ist dabei, dass nur bestimmte Hotels Ausländer beherbergen dürfen. Wir hatten so ein dutzend Hotels zuvor ohne Erfolg abtelefoniert. Während der Hotelzeit kaufen wir für die leere Wohnung ein paar grundlegende Möbel und melden Strom und Wasser an. Dann ziehen wir in die Wohnung ein und unser erster Gang gilt der Anmeldung.
Erste Station ist mit dem Bus das zentrale riesige Bürgeramt mit hunderten Schaltern und zwei Etagen in goßzügigen modernen offenen Ambiente, wo man eigentlich so fast alle Angelegenheiten in der Stadt Cangzhou regeln kann. Nicht so mein Fall, denn ich muss mich im Stadtteilbüro anmelden. So schickt man uns zurück zur Polizeistelle nahe unserer Wohnung. Jetzt nehmen wir das Taxi und kommen bei unserer zweiten Station an. Hier scheitern wir schon am Wärterhäuschen, denn hier ist man dafür nicht zuständig. Wir müssen zum örtlichen Bürgeramt. Da geht es jetzt mit dem gemieteten Elektroroller (dazu später in einem anderen Blogpost mehr) hin. Breite neue Straßen in unserem neuen Stadtviertel machen dieses Verkehrsmittel zur perfekten Fortbewegungsart.
An der dritten Station angekommen, erklärt man uns freundlich, dass wir uns erst bei der zuständigen Polizeistelle anmelden müssen. Es ist eine andere Polizeistelle Richtung Stadtmitte, gegenüber der Realschule. Die nette Frau ruft auch gleich an, dass wir kommen. Also schwingen wir uns auf den Roller und sausen einmal längst durch das Stadtviertel.
An unserer vierten Station müssen wir zunächst draußen warten, im Moment, so die telefonische Auskunft, gibt es viel zu tun. Nach einer gewissen Wartezeit heißt es, wir sollen bitte um 18 Uhr wiederkommen, im Moment ist man mit Arbeit beschäftigt. Bis dahin ist noch etwas Zeit, also suchen wir ein Restaurant und stärken uns für die noch anstehenden Aufgaben. Da bekommen wir kurz vor der Terminzeit den Anruf, dass wir bestimmte Dokumente vorlegen müssen, aber wir brauchen deswegen erst 18:30 Uhr kommen. Jetzt schnell mit dem Bus nach Hause, Dokumente holen und im angenehmen kühlen abendlichen Fahrtwind mit dem Elektroroller wieder zurück zu unserer vierten Station. Dort nimmt uns ein freundlicher Polizist in Empfang und entschuldigt sich für die Warterei, aber die viele Arbeit...
Im Büro wird dann gemeinsam am Computer das Eingabeformular ausgefüllt. Wir suchen zusammen die Angaben in meinem Pass, im Visum und den Wohnungsdokumenten, privaten Wohnungsanmeldungen von Ausländern gibt es wahrscheinlich nicht so oft. Es herrscht so manches Treiben und wir werden auf der Polizeistelle fast familiär behandelt. Schließlich haben wir es geschafft und ich unterschreibe das Formular, welches noch ein Stempelchen vom Vorgesetzten benötigt und deshalb erst morgen abgeholt werden kann. Dann kann es ja mit dem Roller wieder nach Hause gehen.
Am nächsten Tag fahren wir also noch einmal mit dem Roller zur Polizeistelle, aber das Formular ist noch nicht fertig. Wir warten wieder im Bürobereich, jetzt gehören wir fast zur Polizeifamilie dazu. Mit dem richtigen roten Stempel steht nun mit dem Roller der erneute Besuch unserer dritten Station an. Hier will man dann noch einmal Kopien der Dokumente vom Vortag, obwohl diese von der Polizei ja schon geprüft worden sind. Unsere Roller laufen jetzt heiß, denn es geht zurück zur Wohnung, um die Papiere zu holen. Davon darf es dann in der Meldestelle noch Kopien geben, aber auch den Kampf mit dem Kopiergerät gewinnen wir. Ich bin angemeldet, wahrscheinlich der erste ausländische Bewohner des Stadtteils Cangzhou Jingji Kaifaqu.
Die lustigste Episode folgt aber noch. Am Folgetag sind wir wieder mit dem Elektroroller unterwegs. An einer Kreuzung hält ein Polizeifahrzeug und unser netter Beamte sitzt drin. Er öffnet das Seitenfenster und sagt, dass er noch eine Kopie von meinem Pass benötigt. Zufällig sind wir mit allen Dokumenten unterwegs zur Bank und so können wir die Kopie aus der Tasche ziehen und die Übergabe gleich mitten auf der großen Kreuzung regeln. Damit hat er nicht gerechnet und mit einem Schmunzeln und Gruß fährt er davon.

Fotos: unsere Wohnanlage in Cangzhou Jingji Kaifaqu

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