Falsche Seite!


Wie oft werde ich als Papa mit Kindern auf Rädern von anderen Radfahrern angeschnautzt: "Falsche Seite!!!" oder "Mann, bring es den Kleinen doch gleich richtig bei!" - solche und andere wütenden Sprüche fliegen einem entgegen, wenn man es wagt, auf der "falschen Seite" - also entgegen der Fahrtrichtung der Autos und Radler - zu fahren. Tja, und dann sind die Radfahrer auch schon weg, ohne dass man irgendwas erwidern könnte.

Wenn sie anhalten würden, dann könnte ich ihnen berichten, dass wir "nur" auf dem Gehweg fahren und sie als Radfahrer auf ihrem Radweg gar nicht behindern. Formal gesehen dürfen bzw. müssen die Kinder mit 6 und 8 Jahren auf dem Gehweg fahren. Und ich als begleitender Papa darf das dann auch. Die Kinder fahren vorsichtig und rücksichtsvoll. Wenn es zu voll wird, halten sie an oder steigen ab. - Und lustigerweise hat sich bisher auch noch kein Fußgänger beschwert.

Davon abgesehen, ist diese "falsche" Seite die SICHERERE Seite:

- Wir müssten über eine riesige Kreuzung mit einer ganz blöden Ampelschaltung. Hier würde man immer auf einer winzigen Mittelinsel im dichtesten, hektischen Verkehrsgewühl hängen bleiben. Mit zwei albernen und zapplingen Kindern kein Spaß.

- Der Geh- und Radweg ist an dieser Stelle auf beiden Seiten nicht ganz so breit. Aber auf der "richtigen" ist er sogar deutlich enger als auf der "falschen" Seite. Und: der Radweg ist auf der "richtigen" Seite als solcher gar nicht zu erkennen. Die Markierung hört kurz nach der Kreuzung einfach auf. Es sieht für 200 Meter einfach wie ein Gehweg aus.

- Um diese Zeit jagen auf der "richtigen" mehr Radfahrer lang als auf "unserer" Seite. Und sie fahren meist in einem irren Tempo, mit hoher Ungeduld und teilweise rücksichtslosem / riskantem Fahrstil.

- Es kommt dort dadurch zu vielen kniffligen Situationen mit anderen Radfahrern und Kinderwagen schiebenden oder sich gegenseitig unterhakenden Fußgängern.

- Auf der "richtigen" Seite zischen Autos, Busse, LKWs in einem hohen Tempo mit einem Abstand von etwa 50 cm an den Radfahrern vorbei. Alleine der Luftsog der LKWs würde ein Leichtgewicht von Kind aus der Bahn werfen.

- Ich habe in den letzten 10 Jahren auf der "richtigen" Seite 10 mal mehr Unfälle mit (mehr oder weniger) "richtig" fahrenden Radfahrern beobachtet, als auf unserer "falschen" Seite.

- Die eine oder andere verflixt brenzlige Situationen habe ich dort auch schon selbst erlebt. Den Nervenkitzel möchte ich meinen Kindern und mir ersparen.

Daher die Bitte an alle Radfahrer, wenn ihr eine kleine Familie auf der "falschen" Seite radeln seht, bevor ihr "meckert": es könnte sein, dass sich da jemand entgegen dem Trend vielleicht doch Gedanken gemacht und abgewogen hat.

#Kinder #Fahrrad #Rad #Stadtverkehr #Sicherheit #Verkehr #Straßenverkehr #Großstadt #Erziehung #Eltern #Unfall #Radweg

Unbekannter Ursprungsbeitrag

friendica (DFRN) - Link zum Originalbeitrag

Jeff Toon

@mikka2022 Tja, und das obwohl man sich beim Radfahren sogar bewegt und dadurch eigentlich den Stress / Aggressionen irgendwie abbauen / umwandeln könnte, müsste ...
Vermutlich hat sich bei einigen recht viel an Frust über die Schlechtigkeit der Welt im Allgemeinen oder Speziellen aufgestaut, so dass das dann irgendwann / irgendwo an irgendwen mal raus muss ...