Alles etwas merkwürdig mit der Pressefreiheit …


Einerseits wird mit Recht vehement gebrandmarkt, dass die öffentlich-rechtlichen Medien sich gestern nicht entblödet haben, den Protagonisten der wenige Stunden zuvor durch den Verfassungsschutz als „gesichert rechtsextremistisch“ eingestuften AfD eine Plattform anzubieten, auf der #Storchentrixi, #Alitsche und der Malermeister ihre sattsam bekannte Opferrolle zelebrieren konnten …
… andererseits wird moniert, dass Deutschland auf der Skala von „Reporter ohne Grenzen“ in Sachen Pressefreiheit abgerutscht sein soll, wobei tunlichst von interessierter Seite unterschlagen wird, dass dies nicht auf staatliche Zwangsmaßnahmen gegen Journalisten zurückzuführen ist, sondern hauptsächlich darauf, dass Rechts- und Linksextremisten freie Berichterstattung z.B. auf Demonstrationen immer mehr zu verhindern versuchen.
Irgendwie passt das nicht zusammen!
Klar ist: Polizeibehörden sollten noch stärker als bisher ihr Augenmerk darauf richten, dass ihre Aufgabe beim Schutz der Demonstrationsfreiheit auch darin bestehen muss, freie Berichterstattung sicherzustellen, um zu verhindern, dass Extremisten die Dokumentation und Pressearbeit bei diesen Veranstaltungen für ihnen willfährige Pressevertreter, Tiktok- und X-Kolumnisten monopolisieren. Medienvertreter dürfen daher durch Polizei- und Ordnungsbehörden nicht als störende Elemente und „Einsatzerschwernisse“ empfunden werden, sondern als Garanten der gesellschaftlichen Freiheit unserer verfassungsmäßigen Ordnung. Es darf nicht geschehen, dass die Berichterstattung sonst ausschließlich in den Händen parteiischer „Follower“ der Veranstalter von Kundgebungen etc. konzentriert wird.
Dass dazu für verantwortungsvollen Journalismus auch gehört, sich nicht mit einer bestimmten Richtung „gemein zu machen“, versteht sich dabei von selbst. Dazu ist es aber auch wichtig, sich nicht aus (Denk-)Faulheit darauf zu beschränken, irgendwelchen - im Falle der AfD nun sogar gesichert rechtsextremistischen - Protagonisten eine Interviewplattform zu bieten, sondern im Gegenteil selbst zu recherchieren, zu reportieren und zu kommentieren. Gerade hieran hat es die Redaktion von Tagesschau und Tagesthemen gestern Abend mangeln lassen.

Mit einem Wort: Pressefreiheit und verantwortungsvoller Journalismus sind keine Gegensätze, sondern bedingen einander!
Eigentlich schade, dass man dies heutzutage nochmals so deutlich hervorheben muss.

Christoph Brodesser hat dies geteilt.