"Streik"
(in einem Großbetrieb in der DDR 1983)
19/21
Karl meinte nur, daß es seit wer weiß wie langer Zeit, das erste Mal gewessen wäre, daß die Kessel so weit unten gefahren wären.
Es stellte sich raus, daß der ganze Laden nur nach der möglichen Nennleistung berechnet wurde. Die beiden großen Kessel eigentlich nur zur Unterstützung der Hauptkesselanlage betrieben wurden und nur bei ca. 40% fahren sollten und der Notkessel wirklich nur in Notfällen hätte hochgefahren werden sollen. Fakt war aber, daß alle Kessel ständig auf Volllast liefen.
Verwirrte, ungläubige Blicke der Inspektoren, die von etlichen Najas der Abteilungsleitung untermalt wurden.
Unsere Zuversicht wuchs, der Meister saß schmunzelnd in der Ecke und Jeffe räusperte sich. Wie immer um übertriebene Ernsthaftigkeit bemüht, bemerkte er, daß ja nur ein Teil der Erschwernis auf die Luftverschmutzung zurückzuführen wäre, daß aber alles gestrichen werden solle. Denn der Staub wäre auch bei geringerer Last da und die Temperaturen am Arbeitsplatz bis zu 50 Grad lägen auch in Bereichen abseits der Normalität. Gar nicht zu reden vom ohrenbetäubenden Brüllen der Kessel. Ohne Schreien war keine Verständigung möglich.
Wir stellten auch die anderen betreffenden Fragen, was dazu führte, daß sich die Abteilungsleitung erstmal zwecks Beratung zurückzog. Nicht ohne uns zu versichern, daß sie sobald als möglich, darauf antworten werde.
Für uns war das ein kleiner Sieg. Es bestärkte unsere Zuversicht und wir sahen dem Geschehen etwas optimistischer entgegen.
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