Geschlechtergerechte Sprache ist ungefährlich. Trotzdem bekommen viele Männer über 60 davon Schnappatmung. Vier Tipps einer Altersgenossin.

taz.de/Debattenkultur/!6084601…

Als Antwort auf taz

geschlechtergerecht sind die romanischen Sprachen, entweder a oder o. , oder das Englische, in dem Geschlechter ziemlich wurscht sind. Das Deutsche wird es ganz bestimmt nicht durch ein Anhängsel an die männliche Form, das als Beleidigung gilt, wenn man es dem Familiennamen anhängt. Auf linguistischer Ebene ist Geschlechtergerechtigkeit im Deutschen nicht möglich, nutzen wir also andere Ebenen.
Als Antwort auf Lydia RIEDEL-TRAMSEK

@Tabby_Schaf
Es gibt auch nicht-binäre Menschen, was soll also an den romanischen Sprachen in ihren klassischen Ausformungen geschlechtergerecht sein?
Und dort gibt's genauso Überlegungen für neue, bessere Varianten wie im Deutschen.

Sprache verändert sich, aber die Leute reagieren, als würde ihnen jemand den Teller mit ihrem Lieblingsessen unter der Nase wegreißen.

Als Antwort auf MaryMarasKittenBakery

@MaryMarasKittenBakery @Vilmoskörte @taz An der Stelle wäre ich dann immer noch draussen. Ich bin so ein "Sternchen"; verfassungsgemäss amtlich anerkannt endlich ohne Eintrag, aber im Alltag nicht nur sprachlich nicht vorhanden.

Jedes Sternchen und jeder Glottisschlag ("wie bei Spiegel*ei") sorgt ein bisschen dafür, dass beim nächsten Mal wenn irgendwer ein Angebot, eine Veranstaltung oder Räumlichkeiten "für alle" machen möchte, nicht nur Männer und Frauen, sondern auch meine nichtbinären Mitmenschen und ich vielleicht etwas früher berücksichtigt werden. Nicht erst wenn wir von den zwei Türen stehen, symbolisch oder real, und die Leute dann in Bredouille bringen.

Was Einfache und Leichte Sprache angeht: Auch da lässt sich geschlechtsneutral oder -inklusiv schreiben: ""Capito führte 2023 eine Studie mit Menschen mit Lernschwierigkeiten und mit Menschen, die Deutsch lernen durch und kam zu dem Schluss, dass neutrale Begriffe am besten verständlich sind, gefolgt vom Genderstern mit einer vorgeschalteten Erklärung. Partizipformen waren am schlechtesten zu verstehen." capito.eu/app/uploads/genderst…

Abgesehen davon ist auch das Leseverständnis bei Texten in schwerer Sprache durch Sternchen etc nicht behindert, sondern vielmehr durch "Amtsdeutsch", lange Wörter und Schachtelsätze. Auch dazu gibt es Studien.

Auch bei Deutsch als Zweit- oder Fremdsprache ist geschlechtergerechte Sprache keine wirkliche Hürde. Da sind andere Eigenschaften der deutschen Sprache viel schlimmer. bpb.de/shop/zeitschriften/apuz…

Das sind also rationalisierte Ausflüchte aufgrund emotionaler Reaktanz.

Ja, beim Entgendern nach Phettberg/Kronschläger (-y, -ys) können wir diskutieren. Gleichzeitig lebt der Südwesten Deutschlands mit einer Menge -les und die Schweiz, auch im Rat für deutsche Rechtschreibung, mit vielen -lis. Sprache verändert sich, wie Christiane Rösinger schreibt. bpb.de/shop/zeitschriften/apuz…

Alter lasse ich übrigens auch nicht gelten. Ich bin selbst fast Boomer und meine Freundys in meinem Alter kriegen das super hin.

#nichtbinär #sprache

Sirana hat dies geteilt.

Als Antwort auf MaryMarasKittenBakery

@MaryMarasKittenBakery @jaddy @vilmoskoerte ja aber macht es nicht erstmal sinn nen einheitliches Ziel festzulegen? Also * oder Innen oder y oder was weis ich neue Begriffe finden. Ich habe da totale Probleme. Wieso heisst ne Lehrerin nicht einfach lehrin also wieso erst das männliche er dann das in dahinter. Gibt es nen männlichen hebammer?
Als Antwort auf Fusel

@Fusel @MaryMarasKittenBakery @Vilmoskörte Last things first: Als die ersten Männer in die Ausbildung zur Geburtshilfe kamen, wurde flugs die Bezeichnung Geburtshelfer erfunden. Ebenso bei Krankenpfleger. Die weiblichen Formen folgten dann wie üblich den männlichen.

Anyway; das mit dem einigen ist glücklicherweise schwierig, denn wir haben in D keine aus sich selbst heraus sprach-definierende Instanz. Die Duden-Redaktion beobachtet und dokumentiert die Verwendung von Wörten und Schreibweisen und selbst der Rat für deutsche Rechtschreibung orientiert sich bei seinen Grammatikregeln am "Korpus", also den veröffentlichten Textquellen, die sie für massgeblich halten. Das ist ein bisschen selbstbezüglich, denn veröffentlichte Texte werden in der Regel auf Konformität zu den beiden Instanzen überprüft.

Das heisst: "Die deutsche Sprache" entsteht durch die gelebte Praxis. Grundsätzlich sind wir alle vollkommen frei, wie wir schreiben und sprechen. Wir können neue Wörter erschaffen, neue Endungen und Wendungen, und ich finde das großartig!

Das war auch schon immer so. Wer auf eine unveränderliche deutsche Sprache pochen will, soll erst mal Goethe im Original lesen oder Texte aus der Kaiserzeit.

Nur wenn du im Namen einer Firma o.ä. etwas veröffentlichst, kann diese einen Regelkatalog vorgeben. Einige Zeitungen haben mW bis heute nicht die rNDR eingeführt.

Bei Behörden gibt es zusätzlich das verfassungsrechtlich begründete Gebot, alle Geschlechter anzusprechen. Ob das (sprachwissenschaftlich nicht existierende) "generische Maskulin" das tut ist äussert fragwürdig. Die Doppelnennung tut es jedenfalls nicht, weil sie nichtbinäre Menschen explizit ausschliesst.

Bei geschlechtergerechter oder auch entgenderter Sprache sind wir in der öffentlichen Findungsphase. Es wird sich mittelfristig herausstellen, welche Ideen sich durchsetzen.

Ich schlage vor, sich insgesamt etwas zu entspannen und Sprache leichter und spielerischer zu nehmen. Schreibt mit -x und -y, mit Sternchen oder Partizipformen. Wer das eigentliche Anliegen unterstützt, findet immer irgendwelche Lösungen.

Diejenigen, die sich auf Grammatik-Regeln etc berufen, wollen diese explizite Gleichstellung nicht. Die Sprache ist da nur ein Anlass, um jene weiter unsichtbar zu machen, die nicht in ihr cis-binär-hetero Weltbild passen.

Als Antwort auf Jaddy

@jaddy @vilmoskoerte @MaryMarasKittenBakery ja das streiten ich doch gar nicht ab. Ich sag doch nur ich bräuchte da mal allgemeine Regeln. Also "versicherte" wird im plural nicht gegendert aber Ärzte schon. Das verwirrt mich. Bei versicherte ist ja sogar das feminin mal ausnahmsweise das plural. Ausserdem find ich es persönlich verwirrend das die Wörter in der mitte meistens nicht gegendert werden. Also bürgermeisterInnen statt bürgerInnenmeisterInnen
Als Antwort auf Fusel

@Fusel @Vilmoskörte @MaryMarasKittenBakery Ähm, natürliche Sprachen vereinfachen und vereinheitlichen?
Wo wir schon fast einen Aufstand hatten wegen Delfin und Majonäse?
Wäre so ein bisschen Neusprech, oder?
Du könntest Einfache oder Leichte Sprache verwenden.
Aber als allgemeine Sprache taugt das alles nicht.

Letztlich gehen bei solchen Kampagnen aber immer Nuancen und Ausdrucksmöglichkeiten verloren. Deshalb gibt es in "1984" ja das Neusprech: Wenn irgendwann alle nur noch dies sprechen und verstehen können, sind ältere Texte nicht mehr verständlich, und damit auch ihre regime-gefährdenden Ideen.

Übrigens: Warum nicht Bürgymeisty? 😉

Mal ganz generell: Nach meiner Beobachtung sind viele, vor allem Ü40 Menschen in D sehr untrainiert in sprachlicher Vielfalt. Dialekte werden nicht verstanden, auch Neologismen nicht und häufig auch nicht importierte Wörter und Phrasen aus beispielsweise dem türkischen, arabischen, russischen. Aber bei Sachtexten oder schön gedrechselter Sprache wird es auch eng.

Ich finde das sehr sehr schade. Wittgenstein würde wohl auf ne Seifenkiste steigen und wettern "die Grenzen eurer Sprache sind die Grenzen eurer Welt!"

Als Antwort auf Jaddy

@jaddy Danke Sternchen für's Aufzeigen🙂 Ich verstehe glaube ich dein Anliegen und teile es. Es geht nicht an, dass bei angeblich geschlechtergerechter Sprache erst recht wieder eine Teil der hoffentlich angesprochenen nur »mitgemeint« wird. Nur leider sind diese typographischen Lösungen – egal ob Sternchen oder ein anderes Zeichen – nicht wirklich dafür geeignet ein Problem zu lösen, das in der Grammatik wurzelt. Wie du richtig schreibst: Neutrale Begriffe sind am besten verständlich. Diese neutralen Begriffe sind die Stammform (Leser), die fälschlicher Weise – und das war und ist ein Skandal – kurzerhand den Männern zugeschlagen wurden. Richtig wäre also von Leserichen zu sprechen, wenn nur Männer gemeint sind und im Fall der Frauen von Leserinnen. Für »Sternchen« aller Art hat sich meiner Information nach noch keine Nachsilbe etabliert – hier besteht also noch viel Gestaltungsspielraum. Der Nachteil dieser Lösung mit den neutralen Stammformen ist eigentlich nur, dass sie in den meisten Fällen nicht auffällt, weil das Geschlecht keine Rolle spielt oder schlicht nicht bekannt ist. In vielen Fällen weiß ich ja gar nicht, welchen Geschlechts ein Leser meines Beitrags ist. Es eignet sich also nicht besonders gut dafür, die eigene Haltung in die Auslage zu stellen. Dafür ist sie weniger sexistisch, eben weil sie die Frage des Geschlechts nur dann in den Vordergrund rückt, wenn dieses auch bedeutsam ist. ingo.lantschner.name/gendern/
@tazgetroete @vilmoskoerte @MaryMarasKittenBakery
Dieser Beitrag wurde bearbeitet. (2 Wochen her)
Als Antwort auf Ingo Lantschner

@Ingo Lantschner @taz @Vilmoskörte @MaryMarasKittenBakery Rein formal kann ich deine Argumentation nachvollziehen. Allerdings eben nur maximal aus grammatischer Sicht.

Psycholinguistisch ist sehr überzeugend festgestellt, dass das, was du Stammform nennst - "Leser" - männlich wahrgenommen wird. Unterstützt auch durch den bestimmten Artikel - "der Leser".

Wenn zB im Kontext Krankenhaus ständig von "dem Arzt" gesprochen wird, führt das täglich dazu, dass die männliche Person am Bett als Arzt angesprochen wird, die weibliche daneben als Schwester. Nicht schön für die Staionsärztin, eher lustig für den Pfleger.

Hier beissen sich also akademische Sprachformalismen mit realer Psychologie, die wiederum auf tradierten Rollenbildern aufsetzt. Hallo Gender Studies. Ein Problem, das der Rat für deutsche Rechtschreibung seit jeher nicht berücksichtigen will bei seinem Beharren auf Grammatik-Regeln.

Geschlechtergerechte Sprache soll zum einen alle Menschen gleichermassen ansprechen und abbilden. Verfassungsmässige Rechte, Gleichstellung und so. Das funktioniert aber nur, wenn sie auch so wahrgenommen wird. Wenn das - nachweislich - bei der Mehrheit nicht funktioniert, braucht es andere Formen, die anders assoziiert werden. Füge ich einfach eine neue "männliche" Form hinzu, habe ich nun zwei männliche, aber immer noch keine neutrale oder inklusive.

Zum zweiten soll geschlechtergerechte Sprache auch aufmerksam machen, damit die bisher benachteiligten Gruppen auch in der Praxis besser berücksichtigt werden. Sie ist kein reiner Selbstzweck, wie ich immer wieder gerne am Beispiel Schwimmbad usw. aufzeige. Also müssen die neuen Formulierungen sich (be)merkbar unterscheiden und dürfen nicht einfach im gewohnten untergehen. Auch wenn das eine gewisse Reaktanz auslöst.

Schon dass wir uns darüber unterhalten und ich jedes Mal die Gelegenheit zur Erklärung habe, trägt zur Aufklärung bei 😊

teilten dies erneut

Als Antwort auf Ingo Lantschner

@ilanti
Ich schließe mich dem an, was Jaddy schrieb. Könnten wir unser Sprachempfinden kollektiv auf Null stellen und neu rebooten, dann würde dein Vorschlag funktionieren. Da wir vom aktuellen Sprachgebrauch mit den entsprechenden Assoziationen ausgehen müssen (die sich noch lange hartnäckig halten würden), sehe ich deinen Vorschlag eher skeptisch.
Was mir aber gut gefällt: dass du zusätzlich zur geschlechtsneutralen Form noch eine explizit nicht-binäre Form einplanst. So weit denken die meisten Menschen nicht mit.

@jaddy

Als Antwort auf fink

Dass Sprache auf unsere Lebensrealititäten wirkt ist richtig aber es funktioniert auch in die andere Richtung. Diese maiLab Sendung hat mir das erstmals aufgezeigt: tube.fediverse.at/w/4kPtjmQb8V… Damit erklärt sich auch, warum Ärztinnen von Personen, die vorwiegend männliche Ärzte erlebt haben, mit »Schwester« angesprochen werden. Hier hat eine Lebensrealität den Begriff geprägt. Deren Vorurteil lässt sich (auch) verändern, indem diese Personen vermehrt mit nicht-männlichen Personen konfrontiert werden, die sich als Arzt vorstellen. Das hilft dann auch beim etablieren von »Arzt« als geschlechtsneutraler Berufsbezeichnung, wovon letztendlich alle profitieren würden – insbesondere aber jene, welchen mit »Ärztin« auch nicht geholfen ist, weil sie sich ins binären Schema nicht einordnen wollen.

Zur Idee, mittels »auffälliger« Sprachveränderungen die Diskussion am Köcheln zu halten: Den Wunsch kann ich nachvollziehen bin aber inzwischen sehr skeptisch ob dieser Weg uns als Gesellschaft weiterbringt. Warum? Sprache ist das Kommunikationsprotokoll schlechthin. Wenn Protokolle ihre Funktion behalten wollen, müssen sie neutral bleiben, sonst zerfällt die Gesellschaft in immer kleinere Teilchen, weil die gemeinsame Sprache fehlt. Ich hielte es daher für zielführender inhaltlich kompromisslos dafür in der Form so neutral wie möglich zu formulieren.

@tazgetroete @vilmoskoerte @MaryMarasKittenBakery

Dieser Beitrag wurde bearbeitet. (2 Wochen her)
Als Antwort auf Vilmoskörte

@vilmoskoerte Um das Spannungsfeld von geschlechtergerechterer, einfacher/leichter und barrierefreierer Sprache haben sich – wenig überraschend – schon Menschen Gedanken gemacht: genderleicht.de/gendern-in-lei…

Was die „Menschys“ angeht: Mache ich nicht, stört mich weniger als angeblich generisches Maskulinum, wenn es jemand macht. Kann jede*r selbst entscheiden (sowohl bei den Neuschöpfungen als auch beim angeblich generischen Maskulinum), ob es so sehr stört, dass das Lesen abgebrochen werden muss oder gar ein bissiger Kommentar nötig ist. 🤷‍♂️ @tazgetroete

Als Antwort auf taz

Ganz am Ende wird großzügig zugestanden, dass es nicht nur Männer und Frauen gibt. Wie schön. Das bleibt aber einfach nur verlogen, wenn gleichzeitig die Form, die das sprachlich auch abbildet, als "affig" abgewertet und das eben *nicht* "generische" Femininum als Lösung angepriesen wird.

Ich hätte echt gerne einen Euro für jeden Artikel, der heute noch auf diesem Niveau veröffentlicht wird.