"Eine kleine bitterböse SF-Satire"
>> Das Sprechende stellte die Vollzähligkeit fest und kalibrierte sich und alle Teilnehmenden. "Liebe Anwesende, Ihnen ist bekannt, worum es heute geht. Ich fasse noch einmal kurz zusammen:
Vor 745 Einheiten haben wir Kontakt mit der Spezies Mensch aufgenommen. Als wir kurz vorher eingetroffen waren und eine erste Analyse durchgeführt hatten, war uns klar, dass wir sozusagen im letzten Augenblick zur Stelle sein konnten. Nur durch unsere Sofortmaßnahmen zur Entfernung von CO2 aus der Atmosphäre wurde der unmittelbar bevorstehende Kollaps verhindert oder zumindest aufgeschoben. Dies war für uns mit einem erheblichen Energieaufwand verbunden, was umso schmerzhafter ist, als wir selbst nur ein begrenztes Kontingent an Energie haben, welches wir für unsere Aufgabe und den Rückweg brauchen. Wie Sie wissen, haben wir die Verhandlungen mit der Spezies Mensch in der Annahme begonnen, schnell eine Einigung erzielen zu können. Wir brauchen dringend Wasser für unsere Zivilisation, ein Gut, von dem dieser Planet unglaubliche Mengen aufweist. Die Menschen wiederum sind auf Grund ihrer technologischen Rückständigkeit nicht in der Lage, den CO2-Gehalt in ihrer Atmosphäre wirksam zu reduzieren und die Kernfusion zu beherrschen. Somit machten wir das folgende Angebot: Wir etablieren leistungsfähige Fusionsreaktoren in genügender Anzahl, so dass eine weitere Extraktion fossiler Rohstoffe nicht mehr nötig sein würde. Außerdem würden wir den CO2-Gehalt in der Luft weiter reduzieren, bis er um 20% niedriger als jetzt sein würde.
Als Gegenleistung wollten wir lediglich eine gewisse Menge Wasser entnehmen. Der Wasserstand würde dadurch um weniger als die Länge eines durchschnittlichen menschlichen Armes sinken; die Menschheit könnte dies leicht verkraften, würde sogar zusätzlich Land gewinnen und hätte einen Puffer, falls die Bestände an gefrorenem Wasser weiter schmelzen würden.
Aber bekanntlich konnten wir mit unserem Angebot nicht überzeugen. Ja, es war nicht einmal möglich, überhaupt auch nur einen autorisierten Ansprechpartner zu finden. Zwar gibt es eine Behörde, die sich "Vereinte Nationen" nennt, jedoch fehlt ihr wohl das Mandat, verbindliche Aussagen zu machen. Denn die Menschheit gliedert sich aus historischen Gründen in geografisch voneinander abgegrenzte Fraktionen, die sich allenfalls regional zu Zweckgemeinschaften zusammenschließen. Einige wenige dieser Fraktionen beeinflussen die meisten anderen, aber leider sind diese miteinander verfeindet.
Ungeachtet dessen hatten wir versucht, mit einflussreichen Einzelpersönlichkeiten über unser Anliegen zu sprechen. Aber erstaunlicherweise war kaum jemand von ihnen bereit, unsere Vorschläge auch nur in Erwägung zu ziehen. Weder beeindruckte sie unser Verweis auf unsere Notlage, noch wussten sie die enormen Vorteile zu würdigen, die ihnen zuteil werden würden. Je mehr wir argumentierten, desto misstrauischer wurden unsere Gesprächspartner, bis sie schließlich sogar mit militärischen Mitteln drohten, sollten wir nicht unverzüglich die Erde mitsamt ihrer umgebenden Hülle verlassen.
Dies ist die Situation, in der wir uns befinden. Wir haben nicht mehr viel Zeit! Unsere Energieressourcen werden immer knapper und können nur gegen den erklärten Willen der Menschen vor Ort aufgefüllt werden. Die Transporte des Wassers müssen bald erfolgen, bevor unsere Zivilisation erheblichen Schaden nimmt! Deshalb müssen wir jetzt entscheiden, wie wir weiter vorgehen. Liebe Teilnehmende, Sie haben das Wort!"
Es dauerte lange, bis sich alle Anwesenden noch einmal die Lage bewusst gemacht hatten. Schließlich aber ergriff die Leitung der technischen Dienste das Wort. "Für mich ist es klar, dass die Spezies Mensch unserer Aufgabe im Wege steht. Deshalb muss diese vollständig vernichtet werden. Die technischen Dienste sind dazu in der Lage."
"Wie würde das umgesetzt?", fragte das Sprechende. "Wir produzieren hoch toxische Substanzen und bringen sie aus." "Wie lange brauchen wir für die Produktion und wie lange fiir die Distribution?"
Die Leitung der technischen Dienste kalibrierte sich mit der Logistik und der Industrie. Es dauerte etwas, bis eine Antwort kam: "Wir schätzen 28 Einheiten für die Produktion und 26 Einheiten für die Ausbringung. Wenn wir mit der Ausbringung der Substanzen direkt beginnen und nicht warten, bis die gesamte Menge zur Verfügung steht, kämen wir insgesamt auf 49 Einheiten." "Das dauert zu lange. Außerdem weiß ich nicht, ob wir noch so viel Energie bereitstellen können, und das auch noch kurzfristig." "Können Sie überhaupt ausschließen, dass das Wasser davon unbrauchbar wird?", gab die biologische Abteilung zu bedenken.
"Na ja, reinigen müssen wir das Wasser sowieso. Es ist ja stark belastet mit den Abfällen der Menschen. Aber natürlich wird der Säuberungsprozess an Aufwand zunehmen, wenn weitere toxische Stoffe hinzukommen ..."
Die psychologische Abteilung meldete sich zu Wort. "Müssen wir wirklich die gesamte Spezies vernichten? Reicht es nicht aus, einfach nur eine größere Agglomeration zu zerstören und ihnen anschließend zu drohen, damit weiterzumachen, wenn sie nicht endlich kooperieren?"
Die Verhandlungsführung wurde zornig. "Sie kennen die Menschen nicht. Wir haben deren Aggression oft genug zur Kenntnis nehmen müssen. Wenn Sie beispielsweise New York zerstören, freuen sich die Russen. Vernichten Sie Peking, freuen sich die Amerikaner. Und so weiter. Ein begrenzter Schlag würde diese zerstrittene Spezies allenfalls noch mehr gegen uns aufbringen."
"Habe ich verstanden", gab die psychologische Abteilung zu. "Also muss der Schlag wohl so groß ausfallen, dass die Menschheit zur Vernunft kommt und mit uns kooperiert. Ich denke da an eine größere Region."
"Wie wäre es mit Deutschland?", schlug die Ethnologie vor. "Das sind ziemlich viele Vertreter der Spezies; und außerdem sind sie bei den anderen Fraktionen ohnehin nicht besonders beliebt. Hinzu kommt noch, dass gerade die Deutschen zu unseren vehementesten Gegnern gehören. Die meisten von Ihnen unterstellen uns völlig unsinnige Absichten; das scheint in dieser Region besonders populär zu sein, noch extremer als in Nordamerika."
Die Leitung der technischen Dienste kalibrierte sich kurz. Dann signalisierte sie Zustimmung. "Deutschland: ziemlich viel Menschen auf relativ kleiner Fläche. Weniger Grenzen zum kostbaren Wasser als beispielsweise Großbritannien, Frankreich oder Italien. Könnten wir alles in allem in 12 Einheiten mit vergleichsweise wenig Aufwand erledigen."
Die psychologische Abteilung stimmte zu. "Das sollte reichen, um den Rest der Menschheit zur Einsicht zu bewegen. Wir werden aufzeigen, dass ein Prozent der Weltbevölkerung den Preis zahlen musste, um neunundneunzig Prozent Frieden und Wohlstand zu bringen."
Das Sprechende schlug eine Abstimmung vor. "Mit Einverständnis aller Anwesenden stelle ich folgenden Vorschlag zur Kalibrierung: Auslöschen der gesamten deutschen Bevölkerung und anschließender Appell an die Menschheit, unsere Vorschläge anzunehmen."
Die Kalibrierung kauerte nur kurz. Von den 23 Anwesenden waren 19 dafür und nur 4 dagegen.
"Damit ist die Maßnahme beschlossen. Ich erteile der Leitung der technischen Dienste den Auftrag, unverzüglich mit der Umsetzung zu beginnen."
Schade, dass es soweit kommen musste, dachte das Sprechende. Aber vielleicht ist der Rest der Menschheit ja ganz froh, wenn es keine Deutschen mehr gibt.
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DaWoDerPfefferWächst
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