Bundesjustizminister Buschmann sagt bei Lanz, dass man Asylbewerbern, also Menschen, die oftmals Krieg, Folter, Haft, Verfolgung erlebt haben, "weh tun muss". Weiter: "Aber da sind uns die Hände gebunden, weil das Bundesverfassungsgericht entschieden hat, dass die Menschenwürde es gebietet, dass wir den Menschen nach dem deutschen Standard das Existenzminimum bieten." Unfassbar. Das BVerfG ist also unsere letzte Barriere vor der Barbarei. Ich bin sprachlos ob der Verrohung unserer Politikelite.
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Die sehen keine Menschen mehr.
Besonders absurd dass für buchhalterische Vorlieben echtes Leben weggeworfen wird, und statt sich um reale Probleme zu kümmern, werden Fragen nach der Finanzierung gestellt, als ob Geld eine knappe Ressource wäre (für den Staat).

Wenn man sich mit Niger beschäftigt, sieht man beispielhaft, wie wir als Staat in der EU darin verwickelt sind, wie es zu den Zuständen kommt, dass Leute aus ihrem Land fliehen wollen.
Überhaupt hat jeder das Recht dazu.

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Das Problem ist, dass diese Meinung in der Mitte der Bevölkerung angekommen ist. Wer auch immer es geschafft hat, den Menschen hier in Deutschland mit Wohlstandsverlust Angst zu machen, hat einen verdammt guten Job gemacht. Denn erstens hat er Wohlstand ganz dicht mit Besitz verwoben und zweitens den Menschen suggeriert, dass Rücksicht auf das Wohlergehen anderer unterzuordnen ist. Für mich nach wie vor unbegreiflich: So viele Geflüchtete- ich merke davon nichts.
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als ich letzte woche auf den bus gewartet habe wurde ich von einem jungen syrer in abgerissenen klamotten angesprochen der verzweifelt den halteplatz gesucht hat für den bus der ihn (und andere) zum amazon lager am arsch der welt bringen sollte weil er dort bald anfangen würde zu arbeiten

das sind die leute denen buschmann wehtun möchte

das sind die leute denen merz nicht mal ne zahnfüllung gönnt

Speckdäne hat dies geteilt.

Als Antwort auf skibidi eichkat3r

@eichkat3r Es ist nicht mal, dass er es ihnen nicht gönnt. Er hat gezielt die offene Formulierung "sich die Zähne machen lassen" benutzt, die im allgemeinen Sprachgebrauch für eine Überarbeitung im oberen Bereich - sprich: kosmetisch anspruchsvoller Zahnersatz, für den jeder ohne teure Zusatzversicherung oder Privatversicherung ein Vermögen latzen muss. Der Mann will nichts als Zwietracht säen. @claasgefroi
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Gastarbeiter haben maßgeblich den Wohlstand in der BRD aufgebaut. In den 80ern/90ern waren sie nicht mehr so wichtig und weitere wollte man nicht. Man hat es Menschen, die hier arbeiten wollen, schwer gemacht.
Er sagt, dass sei ‚nachvollziehbar‘ gewesen, jetzt sei dies anders. Bis… ja bis man dann wieder keine Lust auf diese Menschen hat.

Auch das zeigt seine Denkweise: Der Mensch, reduziert auf seine Funktion, durch das Kapital ausgebeutet zu werden.

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Ich kann mir das nicht anhören/ansehen, aber hier (amp.zdf.de/nachrichten/politik…) gibt’s etwas mehr Text zum Inhalt der Sendung - und ich verspreche es wird nicht besser… Das ganze wurde von Lanz in der Einleitung als “unsere Sendung am Tag der Deutschen Einheit” noch mit einem gewissen Pathos versehen.
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Die Sendung war insgesamt schwer zu ertragen.

Weiter im Text. Es ist seiner Meinung nach richtig, Menschen nicht zu früh zu integrieren, sonst wird man sie später nicht mehr los, weil sie integriert sind. 🤦🏼‍♂️

Und jetzt müssen man „pragmatisch“ sein und diese Leute arbeiten lassen und wer sei der Meinung, „dass die Leute schon was tun müssen“.

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Ich habe mir die Teile der Sendung tatsächlich mal angesehen, was ich allen vor dem Kommentieren empfehlen möchte, weil ich das nicht so glauben wollte.

Leider stellt sich Buschmann hier tatsächlich als relativ empathielos heraus. Eine Mischung aus reiner Juristerei und Politiker, der nicht um Menschen, sondern um Zustimmung besorgt ist.

Ich habe ihn schon anders gehört, deshalb war ich so geschockt. Und dann habe ich überlegt, was ich eigentlich von ihm zu hören erwartet hätte.

Das habe ich im Folgenden aufgeschrieben.

Ich weiss nicht, was Sie sich vorstellen, Herr Lanz. Das Verfassungsgericht sagt ganz klar, dass der deutsche Staat für das Existenzminimum jedes Menschen auf deutschem Staatsgebiet verantwortlich ist. Wirklich jedes Menschen. Egal welche Nationalität, Alter, Geschlecht, Religion, und so weiter. Das gebietet die Menschenwürde. Die steht nicht ohne Grund ganz am Anfang unserer Verfassung.


1/n

Dieser Beitrag wurde bearbeitet. (1 Jahr her)
Als Antwort auf Jaddy

Und nicht nur da. Auch die europäische Menschenrechtscharta, die für alle EU-Staaten rechtsverbindlich ist, sagt das so. Die historischen Gründe und Überlegungen sind Grundwissen in Jura, Philosophie und Politik. Eigentlich sogar "Gemeinschaftskunde 9. Klasse".

Existenzminimum heisst Unterkunft, ausreichende Ernährung, grundlegende Hygiene, im Notfall medizinische Versorgung. Nicht mehr. Kein Luxus, keine Bildung, keine Arbeit, keine kulturelle Teilhabe, keine Mobilität. Keine eigene Wohnung, keine Privatsphäre, keine Aussichten auf ein besseres Leben. Deshalb heisst es Minimum. Es ist die unterst erträgliche Art hier zu leben, ohne an Körper oder Geist Schaden zu nehmen.

Wenn Sie darunter wollen, ist das vorsätzlich menschenunwürdig. Wollen Sie das verantworten, Herr Lanz?


2/n

Als Antwort auf Jaddy

Was würden Sie denn vorschlagen? Menschen irgendwo auf eine grüne Wiese einpferchen? Ach ja, wir haben ja schon Zeltlager. Hungern oder erfrieren lassen? Ihre körperlichen und psychischen Verletzungen nicht behandeln? Sie irgendwo an den Strand stellen und sagen "nun schwimmt wieder zurück, wir entziehen euch das Asylrecht"? Schauen Sie mal in die Lager in Griechenland, ob Sie das verantworten möchten.

Wie stellen Sie sich ein Staatshandeln unterhalb von Menschenwürde und Existenzminimums vor, Herr Lanz?

Nach welchem Welt- und Menschenbild wollen Sie handeln, Herr Lanz, wenn Sie die menschliche Existenz selbst verhandelbar machen?


3/n

Als Antwort auf Jaddy

Sie werden jetzt sagen, dass das natürlich für "wirklich politisch Verfolgte" gelten muss, "aber die anderen...", aber das macht weder juristisch noch moralisch einen Unterschied. Menschen sind Menschen mit Menschenrechten. Auch illegal eingereiste, auch solche, deren Asylbegehren nach Augenschein offensichtlich keinen Erfolg haben wird, auch jene die irgendwann abgelehnt werden.

Solange sie sich innerhalb des Geltungsbereichs des Grundgesetzes aufhalten, haben wir für sie zu sorgen. Das bedeutet Grund- und Menschenrecht. Es ist nicht teilbar, nicht verhandelbar und kein Merkmal und keine Herkunft kann es ihnen nehmen. Das ist sowohl meine Grundüberzeugung, als auch Sinn des Amtseids, den ich als Justizminister abgelegt habe.

Wenn Sie dieses Prinzip verlassen möchten, können wir die Folgen gerne mal durchspielen. Ich kann Ihnen das mit Hilfe einiger Geschichtsbücher erklären.


4/n

Dieser Beitrag wurde bearbeitet. (1 Jahr her)
Als Antwort auf Jaddy

Wir können über andere Dinge reden, Herr Lanz. Dass viele Kommunen finanziell und personell überfordert sind, weil die Kostenregelungen unfair sind zum Beispiel. Dass die Standards teilweise schon unterschritten sind deswegen. Dass der eigentliche Engpass die erschreckend langsame Abarbeitung der Anträge ist. Dass einige europäische und etliche aussereuropäische Staaten vorsätzlich aus "Migrationsdruck" politisches und finanzielles Kapital schlagen wollen.

Wir haben die Grenzen des Rechts schon gedehnt und gebogen und das Asylrecht massiv eingeschränkt. Ganze Länder sind pauschal ausgeschlossen, obwohl wir wissen, dass es dort verfolgte Minderheiten gibt.


5/n

Als Antwort auf Jaddy

Darüber können wir reden. Aber erwarten Sie von mir keine Zustimmung, die Grund- und Menschenrechte und unsere obersten Verfassungsprinzipien aufzugeben oder als Justizminister den Rechtstaat auszuhebeln, der mindestens im Rahmen der eh schon engen Rechtsordnung jedem Menschen ein wenigstens ansatzweise faires Verfahren zubilligt. In der Praxis gelingt oft genug nicht mal das.

Sonst müssten wir nämlich zuerst mal darüber reden, ob Sie mit dieser Forderung noch auf dem Boden des Grundgesetzes stehen, oder ganz woanders.


Das hätte ich mir von Buschmann gewünscht. Und ich habe die Hoffnung, dass es nicht allzuweit von dem entfernt ist, was er bei ein bisschen Nachdenken auch sagen würde, wenn er sich nicht um Stimmen, Populismus und Wettbewerb mit faschistischen und generell empathiefreien Gruppen kümmern und darauf einlassen würde.

Naja, vielleicht liest es das ja irgendwie.

6/6

Dieser Beitrag wurde bearbeitet. (1 Jahr her)
Als Antwort auf Claas Gefroi 🎗️

Ohne die Sendung gesehen zu haben: Mich verwundert das überhaupt nicht. Seit Jahrzehnten wird in Deutschland massiv die eigene Bevölkerung in Teilen menschenunwürdig behandelt und niemand schert sich darum. Das kann man mit Externen nicht ganz so einfach machen, schließlich will man als politisch korrekt gelten und keine Angriffsfläche bieten. Jedenfalls bisher. Die Richtung wird immer ungeschminkter Reich gegen Arm. Und viele denken, sie gehören zu Reich und wundern sich später.
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@andreasdotorg mich erschreckt ehrlich gesagt, dass das Infragestellen von unveräußerlichen Menschenrechten gerade im politischen Diskurs normalisiert wird - und bis auf punktuelle Kritik bleibt der massenhafte Aufschrei der Gesellschaft als Ganzes aus. Auch die Öffentlich-Rechtlichen machen ihren Job nicht. Zu jedem Bericht über das Thema gehört die Einordnung „das ist nicht vereinbar mit der EU Menschenrechtskonvention und untergräbt jegliche Ethik und Moral, auf der unsere Gemeinschaft aufgebaut ist und deren Fehl wir gegenüber Staaten wie Russland und China ständig zurecht kritisieren“